Monatsarchiv für Januar 2022

Komparsen in Kulissen

Dienstag, den 11. Januar 2022

Die Tage über Neujahr verbrachte ich in einem Südtiroler Dorf, in St. Ulrich. Im Ort nebenan, in S. Christina, war ich vor 40 Jahren einmal mit Freunden. Zwar erinnere ich mich nicht, wie damals er aussah, aber heute ist er über alle Grenzen hinaus gewuchert.

Rückkehr ins Leben (7): Graf Lavalette

Montag, den 10. Januar 2022

Ich habe mich daran erinnert: Es war ja eine Serie geworden, dass hier und dort jemand glücklich der Hinrichtung entrann. Das heutige Beispiel entstammt dem Roman Das Mädchen von Blois von Alix du Frênes, die, in München behütet und begütert aufgewachsen, im 20. Jahrhunderte nette Unterhaltungsromane schrieb. Gestehe, dass ich glücklich bin wurde ein Bestseller.

Eine Trennung

Sonntag, den 9. Januar 2022

Und nach den Kranichen noch einmal Paul und Jenny. Paule Ackermann konnte seinen Whisky nicht bezahlen und ist zum Tod verurteilt worden (er kommt nicht davon), und nun muss sich das Liebespaar trennen. Das ist, wie üblich bei Brecht, ganz unsentimental geschrieben und darum um so stärker in der Wirkung.

Flugverkehr (130): Die Kraniche „in großem Bogen“

Samstag, den 8. Januar 2022

Geben wir im Neuen Jahr der Dichtkunst wieder Raum. Und die Serie Flugverkehr darf nicht in Vergessenheit geraten! Also schnappe ich mir ein Stück aus dem Stück Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny von Bertolt Brecht (1898-1956), 1930 uraufgeführt. Die Szene mit Paul und Jenny gefällt mir so gut, dass ich sie mal spielen möchte, […]

Ror Wolfs Welt

Freitag, den 7. Januar 2022

Ror Wolfs Prosawerk entzieht sich sämtlichen Kategorien. Der in Saalfeld 1932 geborene Autor verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in Mainz, wo er vor zwei Jahren gestorben ist. Wolf ist vielleicht am ehesten als Anarchist, Nihilist und Surrealist zu bezeichnen, und ein bißchen ist er Clown, ein bißchen Existenzialist. Er macht sich über unsere Realität […]

Sebalds Wanderungen

Donnerstag, den 6. Januar 2022

Im Oktober 2015 hatte ich W. G. Sebalds Buch Austerlitz als meinen drittliebsten Roman bezeichnet, und vor Weihnachten habe ich ihn noch einmal gelesen. Das Gute ist, dass es keine eigentliche Handlung gibt; die Heldin des Romans ist die Sprache, mit der im Gepäck Sebald wandert und damit auch in der Sprache wandert und uns […]

Die böse Frau im Märchen

Mittwoch, den 5. Januar 2022

Die Hexe oder die böse Frau im Märchen muss nicht unbedingt alt sein. Wir gehen mal rasch ein paar Märchen der Gebrüder Grimm durch, in denen die Böse ein schlimmes Ende findet, meist verbrannt wird. 1822 kam der dritte Band der Grimmschen Sammlung heraus; erst 30 Jahre zuvor war im Süden Preußens die letzte Frau […]

Die alte Frau

Dienstag, den 4. Januar 2022

Die US-Autorin und selbsternannte Hexe Edain McCoy schrieb in ihrem Buch Die keltische Zauberin über die Rolle der Frau in den alten Mysterienkulten. Drei Archetypen gebe es: Jungfrau, Mutter und alte Frau. Letztere hat es schwer; sie wird stiefmütterlich behandelt, da niemand alt sein will. Schauen wir, was Edain herausgefunden hat.

Paris macht es nach

Montag, den 3. Januar 2022

Spanien macht es vor, hatte es im Juni vergangenen Jahres hier geheißen: Tempo 30 überall innerorts (hatte mich erst vertippt und „230“ geschrieben …) Paris machte es nun nach, verlautbarte die Zeitschrift Radwelt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in ihrem neuen Heft, das bis Februar gilt. Seit Ende August haben sie in Paris flächendeckend das 30er-Gebot.

Die schöne Kurtisane

Sonntag, den 2. Januar 2022

Das chinesische Dekameron, eine Ausgabe der Büchergilde Gutenberg aus den 1950-er Jahren, fand mein Interesse, aber so erotisch war das nicht, China ist vielleicht nicht so freizügig, und das Deutschland der 1950-er Jahre erst! Doch eine Geistergeschichte hat mir gefallen, in der die schöne Kurtisane (Prostituierte) Siä-Dau die Hauptrolle spielt.