Pimp Your Bike!

Der Radwelt, Zentralorgan des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC, verdanke ich die Information, dass es von Shara Ballard das Buch Pimp Your Bike! gibt. Das ist nun ein Beitrag für unsere jüngeren Leserinnen, obwohl ich ja immer noch kindisch bin und mein Rad etwa mit Federn verziere oder es bemale.

Motz dein Fahrrad auf! heißt der Titel übersetzt. In der Zeitschrift steht: »Setzt eurem Fahrradsattel zum Beispiel eine schicke Mütze auf, dekoriert die Speichen mit bunten Blumen oder verpasst eurem Korb Hasenohren. So ein Fahrrad hat sonst keiner! Wie ihr euer Fahrrad mit oder ohne Wolle verschönern könnt, zeigt Shara Ballard … Für Anfänger gibt es leichte Projekte … Viele Bilder und eine Schritt-für Schritt-Anleitung zeigen euch genau, was ihr machen müsst.«

So sieht das aus: Bestricktes Fahrrad vor Woll-Laden

So holen wir uns die Flower-Power-Zeit wieder allmählich zurück. Das war von 1966 bis 1970, und sogar ich war damals noch zu jung, um eingreifen zu können. Liebe war jedenfalls das Stichwort, und Scott MacKenzie sang: »If you’re going to San Francisco / don’t forget to wear flowers in your hair.« Die Beatles sangen auch viel über Liebe, und mit langen Haaren und Schlabberklamotten wollten junge Menschen das Establishment provozieren.

Wer Haus, Job und Auto hatte, war etabliert und gehörte selbstredend zum Establishment, und ein böser Spruch lautete: »Wer zwei Mal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment.« Es gab die ersten Wohngemeinschaften, die Kommunen hießen und den Bürgern ein Schreckgespenst waren. Viel Drogen wurden konsumiert, das war die Schattenseite.

Gepimptes Bike, gesehen kürzlich in Karlsruhe vor dem Hauptbahnhof

Damals hatten die Jungen es mit einem völlig versteinerten Bürgertum zu tun, das gerade sich anschickte, Güter anzuhäufen und die Segnungen des Wohlstands zu genießen. Und da kamen diese jungen Schnösel an und scherten sich nicht um Geld und wollten sich bloß lieben. Heute sieht man alles etwas lockerer. Es geht ja alles, fast nichts ist verboten, viele Ventile erlauben die Befreiung vom Alltag.

Aber die Versteinerung droht immer, auch wenn sie auf hohem Niveau abläuft mit zwei Autos vor dem Haus, Urlaub auf Teneriffa und in Barcelona und immer gut im Trend. Über ein bestricktes Fahrrad kann man lächeln, doch es ist im Stadtbild mit Tausenden silbergrauen anonymen Kleinlimousinen ein Juwel, das die Phantasie anregt. Damals, in den 1960er Jahren, war das auch ein Spruch: »Die Phantasie an die Macht!«

Wunderbar! Die „Tapete für Radfahrer“ von Rolf Hannes

Dieser Eintrag wurde am Freitag, den 27. November 2015 um 00:51 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Fahrrad zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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