Die Windkarte

Ich fand im Bodenseebuch 1942 einen Artikel über eine mittelalterliche Windkarte aus dem 12. Jahrhundert. Die Winde fand ich immer interessant, da sie in unserer Sphäre dem Geist entsprechen. Und wunderbar, der Einfallsreichtum, diesen Winden Namen zu geben! Schauen wir hinein.

Es handelt sich um einen Entwurf von unbekannter Hand, der sich auf vier Blättern am Ende von Codex 108 findet. Der Haupttext des 140 Seiten zählenden Codex‘ besteht aus dem Werk De muica libri II des Philosophen Boetius. Und das Werk gehörte zum Kloster Allerheiligen zu Schaffhausen, genauer zum Nellenburgischen Stift, das von 1050 bis 1529 existierte. 1923 wurde dessen reichhaltige BÜchersammlung in die Ministerialbibliothek Schaffhausen überführt.

Die Windkarte ist im Original 12 Zentimeter hoch und 11,3 Zentimeter breit. Im Zentrum steht die Erde (Mundus), umgeben von den vier Himmelsrichtungen. In Kästchen stehen die Namen der Winde, wie sie dem mittelalterlichen Naturwissenschaftler bekannt waren. Hier unten sehen wir die ganze Karte, größer als im Original:

Die Felder des Ostens nennen den Volturnus und den Calcias (Ostsüdostwind und Nordostwind), Nordostan, Eurus (Südostwind) und Euro Auster (Südost-/Südwind) sowie den Sundanostan. ―Süden: Meridies, Auster qui et Nothus (Südwind), Sundan. ― Westen: Zephyrus qui et Fabonius (Westwind), Africus (Südwestwind), Euronothus Affricus (Südsüdwestwind), Sundanwestan, Chorus, Circias qui et Tracias (West-Nordwind), Nordovestan. ―Norden: Septentrio (Nordwind), Nordan.

Man sieht, dass mehr Winde aus Ost und West kommen; Süd und Nord sind weniger vertreten. Unten noch eine Karte, die ich in Santa Marinella an einer Hauswand fand. Sie nennt die schönen Namen der italienischen Winde.

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