Geister in London

Nein, keine Geister in London für mich. Fehlanzeige. In der Church Row vor dem Friedhof von Hampstead Heath sollte eine Frau spuken als kalter Hauch, aber ich spürte ihn/sie nicht. Sogar den Besuch bei der berühmten Society for Psychical Research habe ich unterlassen, weil’s mir zu weit war. Aber ganz haben mich die Geister nicht verlassen.

Vor der London Bridge stand ein Mann im schwarzen Anzug, aufs Gesicht Narben und Wunden gezeichnet. Er warb für ein Spektakel mit Heavy-Metal-Musik, aber das Team an seiner Seite fand ich genial.

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In der Nähe meines Domizils stieß ich hochbeglückt auf eine Straße, deren Name mir viel bedeutet. Wer Tod am Tiber kennt, weiß, dass die Handlung von A Stop at Willoughby schon auf der zweiten Seite nacherzählt wird.

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Es war ein halbstündiger Film aus der US-Reihe Twilight Zone, tz030-07gedreht  um 1961. Zur Erinnerung: Ein von der anspruchsvollen Frau und dem gnadenlosen Chef gequälter Angestellter fährt im Zug zur Arbeit. Der Schaffner ruft die Station Willoughby aus. Draußen sieht der Mann eine paradiesische Szenerie: eine Welt, in der Frieden und tz030-14Freundschaft herrschen. Dann, nach Streit und Stress, gibt er nach und steigt aus, wird fröhlich empfangen, ist glücklich. Man findet ihn am nächsten Morgen tot in einer Schneewehe. Die Tür des Kombis des tz030-15Beerdigungsunternehmers schließt sich. Und wir lesen die Aufschrift:

 

 

 

Zudem fällt mir ein, dass ich vor wenigen Jahren eine Geschichte über Geister in der Londoner U-Bahn schrieb, die damals 100-jähriges Bestehen feierte. Mein Artikel wurde aus unerfindlichen Gründen ins Russische übersetzt und hängt so im Netz. Auf Deutsch gibt es ihn auch.

Und dann will ich noch erzählen, dass ich in der zweiten Nacht nach meiner Rückkehr ein geisterhaftes Erlebnis hatte, das mich erschütterte. Ich hatte einen Traum. Da war ein Fest, und ein alter Mann sang etwas Kreolisches, dann war ich es, der sang, und plötzlich griff jemand um meinen Leib und verdrehte ihn, presste sich an mich. Ich war auch erregt, und das Wesen drückte sich fest an mich, als wollte es in mich eindringen, wenngleich an falscher Stelle. Dann erwachte ich und war voller Angst. Es war ein derart reales Erlebnis gewesen, und ich spürte noch meinen Körper. Er tat weh. Ich dachte, jemand wäre in meiner Nähe. Dann klang es ab. Es war kein Traum, es war echt.

Woher das kam, weiß ich nicht. Es gibt aber in Schottland das Phänomen des Old Hag, bei dem der Schläfer paralysiert ist und von einem Dämon heimgesucht wird. Der Alpdruck heißt ja, dass jemand auf einem sitzt. Bei mir war es wohl ein Inkubus-Syndrom. Wie das aus dem Unterbewussten kommen soll, wie David J. Huffard in seinem Buch The Terror that Comes in the Night meint, weiß ich nicht. Ich denke mir tatsächlich, dass es ein etwas aggressiver (weiblicher?) Geist war, der die Vereinigung mit mir suchte, die dann nicht geklappt hat. Es gibt aber Menschen, die sie erlebt und bezeugt haben, Sex mit einem Geist könne vollauf befriedigend sein.

Ein Kommentar zu “Geister in London”

  1. Regina

    Guten Morgen!

    … wie geil ist das denn? Dann komm ich eben nicht mit Siebenmeilenstiefeln (auch aus einem Gedicht auf Manipogo von Edith Södergran?), sondern erst als Geist…. Liebe Grüße Regina