Das Endspiel

Am 16. Juni, als ich diesen Beitrag schrieb, konnte ich natürlich nicht wissen, wer im Endspiel der Europameisterschaft im Fußball gegen wen stehen würde. Schon Deutschland, denke ich jetzt (16.6.), gegen England vielleicht, das ― was ich auch noch nicht weiß ― vielleicht politisch/wirtschaftlich aus Europa längst ausgetreten sein wird. Dann, am 7. 7., ergab sich die Paarung Frankreich gegen Portugal. Warum nicht?

Nun wissen wir mehr. Versöhnliches Ende eines über weite Streckenöen Turniers: Meister Eder rennt los, zieht ab und haut das Ding präzise in die Ecke. Tor! Erfrischend, mal ein Tor aus dem Spielverlauf heraus zu sehen. Sagte nicht Lothar Emmerich (legendärer Linksaußen, 2003 gestorben): »Abschluss und Einschlag im selben Moment – dat wolln die Leute sehen!« Oder sagte er Abschuss? Nach dem Finale sahen wir viele überschwengliche Männer, die sich umarmten, herzten, küssten, — und keine einzige Frau! Fußball ist sein eigener Kosmos.

Ich dachte an einen meiner Beiträge in der Kritischen Ausgabe plus vor acht Jahren, als der Wettbewerb in Österreichschweiz stattgefunden hatte. Wer hat damals eigentlich gewonnen? Keine Ahnung. Überrascht war ich über den Satz in dem Beitrag, man solle konsequenterweise eine Mannschaft nach dem Klang der Namen zusammenstellen. Bedenkenswert.

Arena. Ein Foto von Helmut Krämer

Arena. Ein Foto von Helmut Krämer

Da ging es um Giovanni Orelli und sein Büchlein Il sogno di Walacek von 1991. Der Anfang: »Il 18 aprile del 1938 c’era a Berna la finale di coppa svizzera.« Es geht um Fußball, aber auch um Paul Klee und sein Bild Alphabet I, wofür er eine Zeitungsseite mit den Mannschaftsaufstellungen des Schweiz-Cups hernahm. Es geht um den bevorstehenden Krieg und um Klees Tod. Zwischendurch bringt Orelli immer wieder fiktive Mannschaften ins Spiel. Hier folgen ein paar (Walacek, der Wunderstürmer, ist immer dabei):

Grosz
Thoma Schlemmer
Engelmann Gropius Feininger
Jawlenskij Walacek Klee Kokoska Kandinski

Bacigalupo
Ballarin Maroso
Orone Avolio Berlinghiero
Avino Trello Vonlanthen Walacek Schiaffino

Pulver
Alcibiade Annibale
Lempen Sokrates Aristoteles
Plotino Walacek Platone Vonlanthen Silla

Fußball und Politik (Helmut Krämer)

Fußball und Politik (Helmut Krämer)

Ich hatte in Tod am Tiber geschrieben, auf Seite 81: »Polen ’74. Die Polen haben damals in Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft Italien aus dem Wettbewerb katapultiert. Die Mannschaft damals: Tomaszewski; Szymanowski, Musiał; Kasperczak, Żmuda, Gorgoń; Lato, Deyna, Szarmach, Maszczyk, Gadocha.«

Damals spielte man noch im 2-3-5-System: zwei Mann vor dem Torhüter, fünf Mann im Sturm. Angriff sei die beste Verteidigung, hieß damals ein Spruch. Heute ist es umgekehrt. Man hat Angst und zu viel zu verteidigen.

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