Ich bin nicht da

Das Thema des »unmotivierten« Behandlers (oder der Behandlerin) ist wichtig. Er/sie sollte nicht nur kein Motiv haben, sondern auch kein Ich. Wenn das Ich breitbeinig dasteht, kann die Energie nicht vorbeiströmen und die Lebenskraft nicht zu glühen beginnen. Wo das Ich ist, da ist kein Platz für Gott. Doch was ist das Ich?

In der Psychologie gilt das Selbst als die gesamte psychische Organisation mitsamt dem Unbewussten, während das Ich die bewusste Person ist, die denkt und handelt und sich über seine Geschichte und das definiert, was sie meint, dass sie ausmacht (also auch Status, Besitz, Meinungen: alles). Dieses Ich oder das Bewusstsein stört, wenn die große Kraft durch einen wirken soll.  

Der Inder Jiddu Krishnamurti sagte, jede Anstrengung vonseiten dieses komplexen Dings, das Bewusstsein genannt werde, müsse aufhören. Ein Zuhörer gab zu bedenken, das bedeute den Tod. Krishnamurti erwiderte: »Den Tod von all dem, was ich bin. Nur dann, wenn das ganze Bewusstsein ruhig ist, kann das Kreative, das Namenlose entstehen.«

Bhagwan Shree Rajneesh (Osho) drückte es noch klarer aus: »Wenn du nicht bist, ist Gott. / Wenn du bist, ist Gott nicht. / Deine Anwesenheit ist Seine Abwesenheit. / Deine Abwesenheit ist seine Anwesenheit. / Kreuzige dein Ego, und du wirst auferstehn / in ein größeres ewiges Leben.«

Illustration: Rolf Hannes

Es ist nicht einfach, sein Ego zu kreuzigen, und es ist schwierig, einfach zu sein. Womit gemeint ist: nicht einfach zu sein (was auch schwierig ist), sondern einfach zu sein. Krishnamurti weist auf den Mönch hin, der nur eine Jacke und ein paar Schuhe besitzen mag, aber innerlich vielleicht voller widerstreitender Gefühle ist. »Einfachheit bedeutet, keine Konflikte zu spüren, kein brennendes Verlangen und keinen Ehrgeiz.«  

Es gab vor vielen Jahren einmal den Trend »Simplify your life«, und Bücher rieten, sich von einem Teil seiner Habe zu trennen. Aber das ist nur äußerlich und hält nicht lange vor. Wenn der innere Mensch kein anderer wird, ist damit nichts gewonnen. Ebenso hilft es nichts, Symptome zu beseitigen, wenn der Kern des Leidens nicht entdeckt wird. Eigentlich ist es ja doch einfach: Ändere dein Denken, und der Rest kommt von selbst.                                                                                                                                                                                                                                                                                  

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