manipogo anarchisch

Manchmal überrascht man sich selbst. Man lässt etwas laufen und lernt dabei. Der Ordnungsgedanke ist in mir; aber wie gut es tut, etwas Anarchie freizulassen! Plötzlich merkt man: Es geht ja auch anders. So kann eine kleine Erfahrung den Weg zu einer Lebenswende bahnen. So schlimm ist es bei mir nicht; aber lustig war das Erlebnis im Heim meiner Mutter doch, als ich mit ihr manipogo-Visitenkarten malen wollte … Das war vor zweieinhalb Wochen. Seltsam ist das schon, wie ich das schreibe, weil dieser Artikel ja am 10. August erscheint, und nun (für mich) gerade der 24. Juli ist und ich ihn vordatiere; ich denke mich also in die Zukunft, aber all das vermischt sich ohnehin − wie es vor zwei Tagen (meiner Zeit, vor drei Wochen, wenn ihr das lest) in einem (bereits erwähnten) Traum war. Ich weiß nur noch: Ich trug in einer Szene ein gelbes T-Shirt und eine gelbe lange Hose (es war ein leicht anderes Gelb). Unverständlich. Dann war ich mit meiner Mutter in der Kirche St. Martin, und zwei Mädchen geleiteten die Kinder zu ihrem gesonderten Gottesdienst, und die Mädchen hatten gelbe T-Shirts an. Und Hans, mein Nachbar von gegenüber, trug am Abend ein gelbes T-Shirt. Und überhaupt war es der letzte Sonntag der Tour de France: Chris Froome fuhr in Gelb nach Paris.

Doch ich denke eher, dass die anderen gelbenT-Shirts mich beeinflusst haben werden …. aber aus der Zukunft. 50 Prozent der Träume seien präkognitiv, meinte ein Forscher; sie beziehen sich auf etwas, das wir erleben werden. Doch dann tritt das Problem auf (wie in meinem Buch Zeit & Bewusstsein behandelt), dass ich von etwas träume, das ich nur wegen dieses Traums am nächsten Tag genauer betrachte; etwas löst also den Traum aus, das erst durch den Traum ausgelöst wurde. Vielleicht ist alles so ineinander verschlungen, nicht nur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Also. Ich fuhr ins Heim. Meine Mutter war erst etwas lustlos, aber ich beschloss, sie mithelfen zu lassen, mir neue manipogo-Visitenkarten zu malen.  Das sind futura9-Visitenkarten, die auf der Rückseite leer sind. Da male ich Farben drauf und den Schriftzug manipogo.de (mit Füller), auch Gott und die Welt, und die verschenke ich, um Werbung für meinen Blog zu machen. Meine Mutter malte mit Wasserfarben etwas herum, schmierte auch unten die Karte voll, Gott und die Welt passte nicht mehr hin, und dann präsentierte die Betreuerin Connie plötzlich Fingerfarben: acht Kleckse Farbe auf einem Pappteller. Nun malte ich mit den Fingern auf die Visitenkarten (fünf alte Damen sahen gebannt zu), dann war mir Gott und die Welt egal, ist eh ein blödes Motto, und die Kante oben muss auch nicht genau sein. So entstanden anarchische manipogo-Visitenkarten, und ich sah plötzlich, wie zwanghaft ordentlich ich manchmal bin. Schauen wir uns die neuen Versionen an (oben sind die beiden traditionellen Karten):

frisbee5Ja, neue Formen! Sie verlangt der Dichter Trigorin in Tschechows Möwe, und wir sollten uns immer überlegen, ob unsere alten Formen den Inhalten noch genügen. Ich habe ja großen Formwillen, nur die Inhalte sind strange. Ein eigenartiger Inhalt könnte auch in eigenwillige Form verpackt werden. Ich muss darüber nachdenken. Durch diese Fingerfarben, die sich bequem mit Wasser abwaschen lassen, entstehen schöne Effekte, wie man auf zwei Karten sieht.

frisbee4Und auch der Pappteller, auf dem die Farben in Klecksen hockten, wurde zum Träger eines malerischen Kunstwerks, nachdem ich mit einer Karte darübergestrichen hatte.

frisbee2Das Pendant, das Gegenstück hierzu, ist die Frisbee-Scheibe, die bei mir an der Wand hängt. Ende Mai in Karlsruhe besuchten wir eine Fahrrad-Veranstaltung, und die nordbadische Sparkasse hatte eine Aktion. Da stand ein Fahrrad, und in die Pedale tretend, betätigte man eine Töpferscheibe, auf die eine Frisbee-Scheibe gelegt wurde. Jan Paulsen trat, ich packte eine Flasche mit einer Acrylfarbe und drückte darauf, träufelte die Substanz auf die sich drehende Scheibe, was irrwitzige Schlieren, Muter und Farbeffekte ergab. Danach konnte man sein Frisbee mitnehmen. Hier seht ihr es.

frisbee1So entsteht Kunst. Und dann, an dem selben Tag der Visitenkartenproduktion, traf noch eine Botschaft ein. Michael Weissenfeldt hatte in Offenbach eine Plakatsäule entdeckt, die mich betreffen konnte … es geht um meinen Familiennamen, den vielleicht nicht jeder kennt. Jetzt kennt ihr ihn. Unten steht noch Abboniere Poser nicht mehr. Nehmt das bitte nicht wörtlich. Ich gebe ja zu: Manchmal bin ich ein Poser, aber manipogo, mein Blog, hat ein Abonnement immer verdient.

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