Sieg über die Bakterien: nicht garantiert

Bakterien besiedeln seit dreieinhalb Milliarden Jahren die Erde. Sie zerstören andere Mikroorganismen, um sich zu nähren und sich auszudehnen. Die Antibiotika waren erfolgreich, aber die Bakterien schlugen immer wieder zurück. Der Kampf gegen sie ist noch nicht gewonnen, im Gegenteil.

John Mann schrieb 1999 in seinem Buch The elusive magic bullet wörtlich: »Eine Rückkehr in das dunkle Zeitalter vor den Antibiotika ist eine reale Möglichkeit.« Von 1900 bis 1935 hätten uns die Bakterien wie in Jahrhunderten davor bedroht, dann seien 25 triumphale Jahre der Antibiotika gefolgt, bis sich die Lage wieder verdüstert habe. Der Einfallsreichtum von Chemikern und Biologen sei nie so wertvoll gewesen wie heute, denn Antibiotika wirken nicht mehr so stark wie früher. Und immer neue ansteckende Krankheiten tauchen auf.

Die Antibiotika haben ihren Namen von Antibiosis: gegen das Leben, denn Bakterien zerstören andere Organismen. Das Gegenteil, das Gute, wäre die Symbiose, das hilfreiche Zusammenleben. Und der Buchtitel bezieht sich mit seiner flüchtigen magischen Kugel auf den Oberschlesier Paul Ehrlich (1854-1916), der gerne von einer magischen Kugel gesprochen hatte, der perfekten Pille. Mit seinem Präparat 606 fand er eine Kur gegen die gefürchtete Syphillis, die von 1495 bis 1505 zehn Millionen Menschen in Europa das Leben gekostet hatte.

Furchtbar war die Pestepidemie, die zwischen 1347 und 1352 wütete und der in Europa ein Viertel der Bevölkerung zum Opfer fiel. Nach dem verlustreichen Ersten Weltkrieg starben 20 Millionen Menschen an einer Grippe-Epidemie. Eine Geißel der Menschheit war die Tuberkulose, und auch die Sepsis (Blutvergiftung) forderte viele Opfer. Die Tuberkulose ist immer noch eine Gefahr, da Patienten ihre halbjährige Kur nicht ganz zu Ende führen und weiter ihre Keime verbreiten. Durch den ungehemmten Flugverkehr werden Krankheiten in andere Länder eingeschleppt.

(Gegen Erkältungen gibt es kaum ein Mittel. Der Autor rät: Warme Luft in die Nasenlöcher blasen, da die Rhinoviren bei mehr als 33 Grad sich nicht mehr vermehren können. Wir sollten als Kinder immer, ein Tuch über den Kopf, heißen Tee inhalieren. Alte Hausmittel sind bewährt!)

Dann kamen Aids, das Lassa-Fieber, Ebola, der Rinderwahnsinn, die Vogelgrippe … Wir unterschätzen die Gefahren durch neue, exotische Krankheiten, gegen die es noch kein Gegenmittel gibt. Es ist wahr, der Kampf ist noch nicht gewonnen. Menschen kämpfen gern gegeneinander, sind aber nicht in der Lage, geschlossen gegen ihre eigentlichen Feinde vorzugehen. Louis Pasteur, der ein Pionier war, hatte 1892 große Hoffnungen. Er rief aus:

Die Wissenschaft und der Friede werden über Unwissenheit und den Krieg triumphieren, Nationen werden sich vereinen, nicht um zu zerstören, sondern um aufzubauen, und die Zukunft wird jenen gehören, die am meisten für die Menschheit getan haben.

Doch zwei Jahrzehnte später brach der Erste Weltkrieg aus.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.