Rubayyat, Teil zwei

760 Jahre nach dem Tod Omar Khayyams interessiert sich ein junger Amerikaner, Benjamin O. (Omar) Lesage, für das verschwundene Buch. Damit beginnt Teil zwei des Romans Samarcande. Er begibt sich nach Paris und stößt auf erste Hinweise, reist nach Persien und recherchiert. Und findet das Original-Buch Rubayyat!

Lesage gerät in die politischen Turbulenzen Persiens Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Er lernt Djamaleddine kennen, einen Aufrührer, und Mirza Reza, einen Fanatiker, der den Schah ermorden wird. Vor allem stößt er auf die junge Prinzessin Chirine, und die Beziehung der beiden wird zum Grundpfeiler des Buches.

1906 wollen Demokraten eine Verfassung, die Russen unterstützen den Schah, es kommt zum Krieg. Lesage war zwischendurch wieder in Annapolis in Minnesota, wo er lebt, und Chirine schreibt ihm einmal im Monat. Die Beziehung festigt sich. Als der Amerikaner wieder in Täbris weilt, kommt es zu einer Liebesnacht, und in den Wochen sind die beiden viel zusammen und lesen gemeinsam nächtelang im Buch Rubayyat, im originalen Manuskript. Doch dann reist Benjamin Lesage wieder ab und lernt Persien kennen. Auch nach Samarkand kommt er.

Er erfährt eine seltsame Geschichte: Ein König habe den Tod austricksen wollen, siedelte sich in Samarkand unter der Erde an und baute sich eine künstliche Sonne und einen künstlichen Mond. Vergebens. Der Tod holte ihn. (Das ist schon eine Hinführung auf den Totenmonat November, der bei manipogo natürlich den Tod gewidmet ist.)

Die politischen und kriegerischen Entwicklungen kann man sich schenken. Man muss nur wissen, dass Persien (Iran) keine moslemische Geschichte hat; das Land wurde von den Mohammedanern überfallen, hat aber eine andere Sprache und eine andere Mythologie: den Zoroastrismus und den Manichäismus. Die Grenzlinien verliefen immer zwischen dem Schah (der gottgesandte König), den fundamentalistischen Mullahs und den Demokraten. Der Schah wurde in den 1970-er Jahren gestürzt, es kam Khomeini, und nun herrschen manchmal demokratisch gesinnte Präsidenten, doch Donald Trump interessiert das nicht. Er sieht das Land als Gefahr.

Benjamin Omar Lesage kehrt zurück und ist entschlossen, Chirine mitzunehmen. Sie heiraten und beschließen, mit der Titanic in die USA zu reisen. Rubyyat ist dabei. Nun ein Spoiler Alert! Wer das Buch lesen will (auf Französisch), sollte nicht weiterlesen.

Das Schiff geht unter, die beiden Eheleute werden von der Carpathia gerettet. Lesage gibt einem jungen Journalisten am Kai ein Interview. Chirine steht dabei, etwas abwesend – und dann ist sie weg. Lesage sucht sie verzweifelt, aber sie bleibt verschwunden. Hat sie jemals existiert, war sie ein Trugbild? Das Buch ruht auf dem Grund des Meeres. Ende der Geschichte.

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… Und am Tag der Toten streckt ein Islamist in New York 5 Radfahrer und 3 Passanten nieder. Jemand spielt sich zum Herrn über Tod und Leben auf, zerstört so viel Glück und Hoffnung … Wie viele Anschläge seit dem auf Bataclan in Paris, zwei Jahre ist das erst her! Vor zehn Jahren dachte ich mir für Mörderisches Rom »Traffico killer« aus, die Autofahrer aufs Korn nehmen; es war nur ein Gedankenspiel, und dieses Jahr, als das Buch unter dem Titel Kritische Masse wieder herauskam, strich ich das. Kam mir geschmacklos vor. Ingenieure tüfteln an der Welt von morgen, und hier meldet sich die archaische Grausamkeit altorientalischer Welten; es ist eine Perversion der Taten der Assassinen, die nie unschuldige Bürger getötet hätten.

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