Sechs Farben: blau

Vor fast 20 Jahren begann der polnische Regisseur Krzystof Kiéslowski seine Farben-Trilogie, und es ging mit Blau los, das hier auch schon einmal thematisiert wurde. Wir beginnen eine kleine Serie mit schönen Farben. Kiéslowski wollte die Farben seiner Wahlheimat Frankreich ehren (blau, weiß, rot), und wenn wir Grün hinzunehmen, denken wir an Italien, und mit Gelb/Gold und Schwarz (was ja eigentlich keine Farbe ist) haben wir dann auch Deutschland berücksichtigt.

Bei Drei Farben: blau (1993) stirbt ein Komponist bei einem Autounfall, und der Film behandelt die Trauerarbeit seiner Witwe (Juliette Binoche). Bei dem Unfall im Nebel, ich erinnere mich noch, rollt ein weiß-blauer Ball (der Tochter des Komponisten) aus dem Auto hinaus. Es war ein opulenter Film, großes Kino, und dabei gar nicht so weit weg von den früheren spröden, dramatischen Filmen des polnischen Regisseurs wie den zehn Schwarz-Weiß-Streifen von Dekalog, die den zehn Geboten gewidmet waren. Viel Schweigen, prägnante Großaufnahmen, lange Szenen.

Im selben Jahr von Drei Farben: blau kam von Derek Jarman (1942−1994) der Film Blue heraus, sein letzter. 90 Minuten hat er da eine blaue Fläche gefilmt, mit einer interessanten Tonspur dahinter.  

Blau in La-Chaux-de-Fonds, Villa von Le Corbusier

Blau ist ideengeschichtlich nicht besonders interessant. Bei den alten Orientalen (den Sufis und den Schiiten), für die Farbensymbolik wichtig war, spielt es keine Rolle, aber im Fernen Osten wird man fündig. Der Verstorbenen sieht laut dem Totenbuch der Tibeter am ersten Tag nach dem Tod gleich Folgendes: »Der ganze Raum wird erstrahlen in einem blauen Licht, und der Erhabende Vairocana wird vor dir erscheinen. (…) Das blaue Licht des Skandhas des Bewusstseins wird dir aus dem Herzen von Vairocana und seiner Gefährtin entgegenkommen und dich durchbohren.« 

In Griechenland, vor allem auf Santorin, ist Blau die bestimmende Farbe. Blau ist das Meer. Der Himmel ist blau. Der inspirierende Denker Georges Bataille (1897−1962) schrieb 1935 den Roman Le bleu du ciel (Das Blau des Himmels, den ich gelesen, aber vergessen habe).         

Mein Lieblingsplatz in den Jahren am Bodensee: Arbon

Blaue Häuser sind seltsam. Aber in Basel gibt es am Anstieg hoch zum Münster (mit Blick links hinunter zum Rhein) das Blaue Haus, ein Barockgebäude, das wie seine Ergänzung, das Weisse Haus zwischen 1763 und 1775 entstand. Im Elsass findet man zuweilen blaue Häuser, dort herrschen einfach andere Farben vor.    

Ein Museum in Fessenheim

Und natürlich: Der Blaue Reiter. So hieß eine lockere Künstlervereinigung, locker geführt von Wassily Kandinsky und Franz Marc, der ja das berühmte blaue Pferd gemalt hatte, das jeder kennt. 1912 kam ein Almanach der Künstler heraus, der auch so betitelt wurde. Kandinsky lebte mit Gabriele Münter seit 1909 in Murnau, und Franz Marc in Sindelsdorf. Seine Werke kann man nun im Franz-Marc-Museum in Kochel am See sehen.  

Eine Ausstellung bei Klaus Küster in Radolfzell (2008)

Kandinsky soll gesagt haben: »Je tiefer das Blau wird, desto tiefer ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt es in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem. Das Blau ist die Farbe des Himmels.« Der Ausbruch des Ersten Weltkriges war auch das Ende des Blauen Reiters.

Dieser Eintrag wurde am Montag, den 26. November 2012 um 01:06 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Foto/Bild zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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