Black Power

Anfang Septtember, ich hielt mich bei Zürich auf, der Tag war grau, und beim Frühstück wusste ich noch nicht, dass der Tag unter einem Motto stehen würde: Black Power. Bei Büchern und bei manipogo-Beitraägen kommt es immer mal vor, dass sie ganz anders herauskommen als gedacht, nicht als geplant, denn geplant ist nix.

Ich las erst einmal ein Kapitel aus dem Buch Beloved von Toni Morrison, die 1931 geboren ist und als erste schwarze Frau (als erster schwarzer Autor überhaupt?) 1993 den Literatur-Nobelpreis erhielt. Nach Sula (1973) ist Beloved wieder eine Geschichte, die unter armen Schwarzen in den Südstaaten spielt und die Sklaverei thematisiert. Frau Morrison hat einen zupackenden Stil, aber reinlesen muss man sich erstmal, und alles ist ziemlich drastisch.

Dann wollten wir ins Kino und vielleicht in Mission Impossible, aber große Überraschungen gibt’s da nicht, da knallen sie dir die Action um die Ohren und am Ende sagst du: okay, war ganz unterhaltsam. Ende. Doch dann stieß Giovanna auf BlacKkKlansman von Spike Lee (der ist gerade ein paar Wochen jünger als ich), einen Film, der erst im Mai in Cannes Premiere gehabt hatte. Der spielt in den 1970-er Jahren, und es geht um Black Power.

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Black Music:: Das William-Parker-Quintet in Rom, 2004, mit Leena Conquest und Amiri Baraka

Black Music:: Das William-Parker-Quintet in Rom, 2004, mit Leena Conquest und Amiri Baraka

Ein junger Schwarzer wird überraschend in den Polizeidienst 16220raufgenommen und sieht eine Anzeige des Ku-Klux-Klan. Diese protestantische Organisation wurde 1865 gegründet, um die Schwarzen zu unterdrücken. 1871 wurde sie aufgelöst und 1915 neu gegründet, nachdem ein Film (Birth of a Nation) gegen Schwarze gehetzt hatte. 1924 hatte der Klan 4 Millionen Mitglieder, heute sind es nur noch 5000, aber genau weß man es nicht, es ist ja eine Geheimorganisation, die durch ihre weißen, spitz zulaufenen Kapuzen, durch ihre Pogrome und Morde berüchtigt wurde. (Illustration: rechts eine Parade des Ku-Klux-Klan am 13. September 1926 in Washington; Dank an Library of Congress, Wash. D. C.)

BlacKkKlansman ist ein Film mit komödiantischen Zügen vor bitterernstem Hintergrund, klug durchkomponiert und extrem spannend. Der schwarze Cop (John David Washington), der mit dem Klan telefonierte, braucht einen weißen, der ihn undercover vertritt. Das macht sein Kollege Flip (Adam Driver). Laura Harrier spielt Patrice Dumas, eine schwarze Studenten-Aktivistin. Im Ort Colorado Springs treten schwarze Aktivisten auf, um ihre Mitbrüder und –schwestern aufzuwiegeln, und der Klan plant ein Attentat. Man bangt um Flip, der in der Organisation Punkte macht, aber immer in Gefahr schwebt, enttarnt zu werden. Und dann wird es ernst, alles kulminiert im Besuch des Hetzredners David Duke, und dann  …

War ein super Film. Spike Lee hat ja vor 30 Jahren mit seinem She’s Gotta Have It das neue Black Cinema begründet, dem auch Quantin Tarantino mit seiner Sympathie für Minderheiten und die Schwarzen zur Seite sprang: Er setzte in Pulp Fiction Samuel L. Jackson ein, den Spike Lee entdeckt hatte. Doch man muss festhalten, dass auch heute noch die Schwarzen in den USA einen schweren Stand haben, dass Polizisten immer mal wieder arme Schwarze verprügeln und erschießen, und wer weiß, wie viele sogar Trump gewählt haben mögen, um irgendwie eine Veränderung zu erreichen? (Illustration: Parade des Ku-Klux-Klan am 13. September 1926 in Washington; Dank an Library of Congress, Wash. D. C.)

Am Abend sahen wir uns dann noch eine französische Filmkomödie an, Monsieur Claude und seine Töchter (2014, von Philippe de Chauveron). Monsieur Claude ist reich, hat aber das Pech, dass seine drei Töchter einen Araber, einen Juden und einen Chinesen geheiratet haben. Bleibt noch die vierte Tochter. Ich dachte scharf nach, wen sie sich angeln würde, um die drei anderen zu »toppen«. Ich hätte es wissen müssen: einen Schwarzafrikaner aus der Elfenbeinküste, den Schauspieler Charles. Die letzte Heirat, die Eltern sind verzweifelt, die Eltern von Charles sind herübergekommen, und nach harten Kämpfen fallen sich die beiden Väter in die Arme und sind zufrieden mit der Union.

Der Film feiert Frankreich als grande nation, hat aber viele kleine Gags zu bieten, die wirklich zu Gelächter führen. Macht Spaß, der Film. Auch die drei Schwiegersöhne sind Rassisten und wollen die vierte Ehe zum Scheitern bringen, aber alles wird gut, wie das in Komödien sein muss. So sind wir versöhnt und denken: Black Power!

Noch ein Gedanke zum heutigen Tag, an dem sich Nine-Eleven zum 17. Mal jährt, der Angriff auf die Twin Towers von New York. Black Power war eine gewaltfreie Bewegung, Martin Luther King stand dafür. Der fürchterliche arabisch geführte Anschlag provozierte die Weltmacht USA, die 2003 Iran überrollte und auch in Afghanistan eindrang. 2004 gab es in London und Madrid als Rache für das englische und spanische Engagement im Orient Anschlage auf Züge, wobei viele Menschen starben.

Der ganze Nahe Orient lag in Verwirrung, 2011 kam es zu Volksaufständen, die westliche Regierungen (vor allem Frankreich) und die USA nutzten, um Libyens Machthaber Gaddafi auszuschalten ― mit dem Ergebnis, dass Libyen heute als Staat nicht mehr funktioniert. Und all die kleineren Attentate in westlichen Hauptstädten! Nine-Eleven hat das alles ausgelöst; Gewalt erzeugt Gewalt.

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