Das Ostello der Maria assunta

Fürs Warten aufs Christkind drei Beiträge aus meiner Fahrradtour in Italien im September und Oktober. Darin geht es um die Madonna. Es gibt Leute, die finden die Madonnenverehrung daneben, und andere sagen, du sollst zum Herrn und zum Heiligen Geist beten, aber nicht zu Maria, aber ich verehre sie, weil ich immer Frauen gern angebetet habe (statt sie zu begehren und berühren).

Die Reise hatte auf dem Campingplatz Cremona angefangen, am 19. September. Es ging zunächst am Po entlang und dann über die Berge und durch die Toskana. Am zweiten Tag war ich schon aus dem Gröbsten heraus, denn ich hatte vor Montese mit einem 841 Meter hohen Pass praktisch die toskanischen Alpen bezwungen, und dann ging es auf Porretta Terme zu, wo ich mir ein Hotel nahm.

Berge hinter mir? Zu früh gefreut! Am nächsten Tag ging es hinter Pistoia streng hoch nach San Baronto, und gegen Abend – nach einem Besuch in Vinci, der Geburtsstadt Leonardos – kam wieder die Frage auf, wo ich nächtigen würde. Campingplätze sind rar. Meine Wahl fiel auf Gambissa Terme (nach Porretta Terme wieder ein Badeort, schien mir passend). Plötzlich ging es da eine steile Rampe hoch, hui, aber nur noch 5 Kilometer! Ein kurzer Absatz, und wieder eine stramme Steigung! Als dann die dritte kam, kapitulierte ich und kehrte zur der Bar zurück, die ich soeben passiert hatte. Da trank ich erstmal ein großes Bier, um 18 Uhr, ist ohnehin meine Aperitiv-Zeit.

Dann war ich oben. Ein kleiner Ort auf dem Hügel, man fährt hindurch, sieht ein Schild Bed and Breakfast, aber keiner ist zu sprechen, man fährt weiter, der Hauptplatz, eine Kirche, man fragt … zwei Frauen schicken einen zu einer anderen Pension, wo sie sagen: ausgebucht. Der ganze Ort soll ausgebucht sein; man weiß nicht, warum. Die zwei alten Frauen auf ihren Stühlchen vor einem Hauseingang raten: Fahren Sie doch zu dem Ostello bei der alten Kirche unten, die haben sicher noch Platz. Wieder runter, nachdem ich mich hochgequält hatte? Nur einen Kilometer, das sehen Sie gleich. Also gut, mach ich das.

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Wirklich nicht weit. Man muss dann um die Kirche herum und steht vor einem Innenhof mit flachen Gebäuden, und hinten sitzt ein Paar an einem Tischlein beim Wein. Schon mal einladend. Daneben der Eingang. Ein junger Mann freut sich. Ja, sie hätten noch Platz, 25 Euro mit Abendessen und Frühstück, und ich möge gleich duschen, um halb acht werde gemeinsam gegessen. Das ist ja ein Glück! Man muss zwar mit drei anderen in einem Zimmer schlafen, es gibt Stockbetten, aber die Bettwäsche ist frisch, die Dusche gleich daneben, es geht schnell, und dann in den Speiseraum.

Da saßen neun oder zehn andere – hauptsächlich französische und belgische Pilger auf der Via Francigena nach Rom, außerdem ein englisches Paar von weit im Norden, nah an Schottland. Neben die setzte ich mich … und bekam, was ich mir schon lange gewünscht hatte: einen Riesenteller Pasta. Den zweiten Gang schaffte ich gar nicht. Wir sprachen also englisch und französisch, aßen und waren zufrieden, und als die Pilger früh in ihren Betten verschwunden waren, fragte ich die Köchin, ob sie Bier hätten. Auch das hatten sie. Also saß ich mit zwei Büchsen Bier und meiner Pfeife an dem Tischlein und schaute über den Innenhof, der indirekt und zart beleuchtet war. Oben, über den Schlafsälen, stand der Vollmond. Ein toskanisches Idyll. Nur der Wind störte ein wenig, und man findet kaum eine Ecke, wohin er nicht bläst. Schlecht für Pfeifenraucher. Aber schön ist es schon mit dem verschleierten Mond oben und dem zarten Licht.

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020Mir fiel da die Madonna ein, deren Statue hinter Glas mich in Porretta Terme gleich neben dem Hotel am Ende einer langen Treppe erwartet hatte. „Ruft mich an!“ stand daneben. „Und ich werde euch Schutz sein.“ Manchmal hilft sie ja. Es gibt viel Marienverehrung in Italien.

 

Am nächsten Tag waren die Pilger schon auf den Beinen, ich fast alleine beim Frühstück, und dann durfte ich die angrenzende Kirche sehen, Pieve di Santa Maria Assunta in Chianni, dem betreffenden Ortsteil von Gambissa. Eine Kirche für die auferstandene Jungfrau also, und ihr leiblicher Einzug in den Himmel wird seit dem 5. Jahrhundert gefeiert, meist am 15. August: Ferragosto. Die Kirche gibt es seit 1061, da wird sie zum ersten Mal erwähnt, und innen finden sich zwei etwas kitschige Statuen, und beide stellen vermutlich Maria dar.

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Dann musste ich mich zur Weiterfahrt rüsten, aber später war ich noch im Heiligtum der Madonna der göttlichen Liebe (Divino Amore) bei Rom und in Loreto bei der schwarzen Madonna, die im Geburtshaus Jesu steht, das Engel 1294 auf den Berg von Loreto setzten.

 

 

 

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