Fearless

Es ist nie jemand zurückgekommen, sagen Leute gern und rasch, um vom hässlichen Thema Tod abzulenken. Ist aber total falsch. Tausende sind zurückgekommen und haben von ihrer Nahtoderfahrung berichtet, und die meisten hatten nie etwas darüber gelesen. Eines Abends habe ich mir ein paar Interviews auf Youtube angeschaut. Fearless ist übrigens ein wichtiger Film für mich: Peter Weir, 1993.

007Es fing damit an, dass ich Anita Moorjani mit ihrem 18-minütigen Ted Talk sah. Am 2. Februar 2006 hatte sie laut ihren Ärzten noch wenige Stunden zu leben, und dann schwebte sie davon. »Woran immer ich dachte, wohin auch immer ich mein Bewusstsein richtete, da war ich … Ich begriff alles, und ich fühlte mich mit allen Menschen verbunden, und wir sind alle der Ausdruck eines und desselben Bewusstseins.« Ein Wesen schärfte ihr ein: »Geh zurück und lebe mutig dein Leben! Lebe furchtlos!« In Leicht wie eine Feder geht es auch darum.

 

Nach den Erörterungen von Wolfgang Eisenbeiss über das, was einen nach dem Tod erwartet, blieb ich dran, denn gezeigt wurden Interviews mit Menschen, die eine Nahtoderfahrung gehabt hatten. Der Interviewer war Franz Dschulnigg aus Niederbüren, dessen Youtube-Kanal (leider erst 16 Follower) Empirische Jenseitsforschung heißt. (Ein anderer Kanal nennt sich Thanatos.TV.) Die Gespräche dauern nur jeweils 16 Minuten und sind einfach spannend.

fearless150 Interviews mit solchen Zeugen sind aufgelistet. Michael Rudigier schwebte nach seinem Motorradunfall zwischen Leben und Tod, aber mit seinem Bewusstsein weit oben und betrachtete seinen Körper und die Ärzte, die an ihm herummachten. Er habe sie stoppen wollen, sagte er, als er dann sich zum Licht wandte, das warm und voll und voller Liebe war, und dann habe er sich in einem weißen Raum befunden, und Indianer seien aufgetaucht, hätten ihn untersucht, aber erklärt, dass er noch Aufgaben zu erledigen hätte. (Mal wieder zu sehen: Jeff Bridges als Max Klein in dem Film Fearless von Peter Weir, 1993)

belchen3Andere schildern auch eine weiße Unermesslichkeit, ein Glück und das klare Wissen von allem. Es ist, als sei man plötzlich Teil des Göttlichen. Man versteht, warum dies alles geschehen musste, und der Lebensrückblick zeigt manchmal nur, wo man lieblos war, ohne es richtig gemerkt zu haben. Das wird einem nicht hintereinander mitgeteilt, sondern total und zur Gänze hingeschüttet, denn dort drüben gibt es keine Zeit, alles ist gleichzeitig.

DSCN4987Alle, die eine solche Erfahrung machten, änderten ihr Leben. Das stellte auch schon Pim van Lommel in seinem Buch fest. Keiner hat mehr Angst vor dem Tod. Alle verlieren ihre Furcht und stürzen sich in neue Aufgaben. Nahtoderfahrungen sind Lektionen für das Leben, weniger für den Tod. Der ist, wie es in einem Gedicht heißt, wie in ein anderes Zimmer zu gehen.

Der Tod ist nichts…

Der Tod ist nichts,
ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht keine andere Redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht, denkt an mich,
betet für mich,
damit mein Name ausgesprochen wird,
so wie es immer war,
ohne irgendeine besondere Betonung,
ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das, was es immer war.
Der Faden ist nicht durchschnitten.
Weshalb soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?
Ich bin nicht weit weg,
nur auf der anderen Seite des Weges.

Henry Scott Holland (1847-1918)

 

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