Schach!

Fritz Schütte hatte im Deutschlandfunk ein Feature über Fernschach. Das ist eine Woche her, hier finden wir es als mp3, und 23 Minuten ist es lang. Die Schachpartie mit dem Jenseits im letzten Drittel kam von mir, ich erinnerte mich daran, und Fritz ist dem nachgegangen, super. Spielt noch jemand Schach? Und Fernschach, kennt man das?

Vor Jahren war Fernschach noch exotisch. Man machte einen Zug, schrieb ihn auf eine Postkarte und schickte diese an seinen Gegner. Wenn der Empfänger oder die Empfängerin sie erhält, hat er/sie drei Tage Zeit für eine Replik. Er musste daheim gute Nachschlagewerke haben oder eben viel nachdenken. So eine Partie konnte dauern, wenn man etwa gegen einen Sibirier spielte. Dessen Karte mit seinem Entgegnungszug lag dann erst nach vier Wochen wieder im Briefkasten. Wird die Partie mit einem langen Endspiel 50 Züge lang, dauert das ein Jahr.

Heute sucht man im Computer den besten Zug, und die Partien laufen nach Schema ab. Das wird das Fernschach killen. Ich finde sowieso, man sollte einen echten menschlichen Gegner vor sich haben. Ich bin schon mit 18 im Schachklub Eichenau gewesen und vor ein paar Jahren habe ich in Müllheim in einem längeren Blitzschach-Turnier unter 30 Spielern den 7. Platz belegt.

DSCN0264

Ich war mal in Majolica bei Vicenza. Von weitem schon sieht man die Stadtmauern, die einen Berg hinaufkriechen und rechts auf der anderen Seite wieder hinab. Unten ist der berühmte Platz mit dem Schachbrett (oben zu sehen), auf dem sie einmal, im 14. Jahrhundert, einen Krieg vermieden haben, weil sie stattdessen mit echten Menschen Schach spielten, und die geschlagenen Figuren mussten noch nicht mal sterben.

Das Schachspiel stammt aus Nordostindien, und durch die Eroberung Persiens durch die Araber verbreitete es sich im Orient, durch die Einnahme der Iberischen Halbinsel in Europa. Dort war es im 11. Jahrhundert schon bekannt. Um das Spiel dynamischer zu gestalten, wurden die Regeln geändert, und vielleicht war es die Liebe der Ritter und Troubadoure zu unerreichbaren, mächtigen Frauen, die zur beherrschenden Dame und einem humpelnden König führten.

Altes Schachspiel im British Museum in London

Altes Schachspiel im British Museum in London

Bei manipogo gibt’s auch ein paar Beiträge mit Schach, so Lushins Verteidigung und Teil I der Jenseitsforschung. Darin wird die Schachpartie mit dem Jenseits beschrieben, also kann ich mir eine erneute Darstellung sparen. Der Ungar hatte Weiß, passend für den Geist. Die Notation fehlt noch, hier ist sie:

1 e4 e6; 2 d4 d5; 3 Sc3 Lb4; 4 e5 c5; 5 a3 LxSc3; 6 bxLc3 Se7; 7 Dg4 cd4; 8 Dxg7 Tg8; 9 Dxh7 Dc7; 10 Kd1 dc3; 11  Sf3 Sbc6; 12 Lb5 Ld7; 13 LxSc6 LxLc6; 14 Lg5 d4; 15 LxSe7 KxLe7; 16 Dh4+ Ke8; 17 Ke2 LxSf3; 18 gf3 Dxe5+ ; 19 De4 DxDe4 ; 20 fe4 f6 ; 21 Tad1 e5; 22 Td3 Kf7; 23 Tg3 Tg6; 24  Thg1 Tag8; 25 a4 TxTg3; 26 fg3 b6; 27 h4 a6; 28 g4 b5; 29 ab5 ab5; 30 Kd3 Kg6; 31 Tf1 Th8; 32 Th1 Th7; 33 Ke2 Ta7; 34 Kd3 Ta2; 35 Tf1 b4; 36 h5+ Kg5; 37 Tf5+ Kxg4; 38 h6 b3; 39 h7 Ta8; 40 cb3 Th8; 41  Txf6 Txh7; 42 Tg6+ Kf4; 43 Tf6+ Kg3; 44 Tf1 Th2; 45 Td1 Kf3; 46 Tf1+ Tf2; 47  TxTf2+ KxTf2. (0 – 1)

Ist Schach etwas für weltabgewandte Eigenbrötler, für seltsame Käuze? Ich finde, Schach ist erregend. Die berühmte Schachpartie zwischen Steve McQueen und Faye Dunaway im Film The Thomas Crown Affair (1968) muss erwähnt werden und ist auf Youtube zu sehen. Heute wirkt das etwas angestaubt, aber cool ist das schon, wie Thomas Crown (McQueen), dem seine Partnerin gerade Schach geboten hat, aufsteht, grübelt, sie dann an den Händen zu sich heranzieht und mit rauchiger Stimme sagt: »Let’s play something else.« Und dann küssen sie sich tausend Mal. Endspiel mit Dame.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.