Der siebte Geburtstag

Nun wird manipogo sieben Jahre alt. Dazu kommt ein literarischer Beitrag ohne viel Bedeutung, der mir Anfang Juli so zuflog, und ich ließ mich davon inspirieren. Da ist dann die Entstehungsgeschichte so schön wie der Beitrag selbst, und wie immer Dank für die Treue und – auf weitere sieben Jahre, hoffen wir. Dann wäre ich noch nicht mal siebzig.

Im Mai gab es noch einmal 30.000 Klicks, im Juni nur 17.000, aber der war sehr heiß. Im Juli dann wieder 20.000, und der August sieht auch gut aus. Tausend Klicks am Tag sollte ein guter Blog schon haben. Ich schaue im Monat auch nur höchstens drei Mal nach, wie das Ergebnis ist. Macht immer noch Freude.

Ich fuhr also Anfang Juli hinüber ins Elsass und hielt mich am Rhein auf. Wenn ich ihn sehe, denke ich mir immer: two-hearted river, wie Hemingwway geschrieben hat über den Strom seiner Kindheit. Denn erst kommt der Altrhein mit Sandbänken und zugewachsenem Ufer, dann der begradigtee Rhein-Kanal, auf dem die Schiffe fahren. Diesmal gab es viele Schwäne in dem metallischblauen Wasser. Einige saßen nebeneinander am Uferstreifen, und das Schiff, das sich näherte, hieß Orfeo. (Orpheus, der in die Unterwelt ging, um seine Eurydike zurückzuholen und der später von eifersüchtigen Frauen umgebracht wurde.)

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Da fiel mir eine Zeile von Derek Walcott ein, meinem Lieblingsdichter englischer Zunge, der am 17. März 2017 starb. In dem Band White Egrets fängt er das 28. Stück so an:

The gulls settle like standards on the piles
while pluming waves march path them in their legions,
in the accomodating light, the crescent miles
of Rodney Bay, memory revisists two regions …

Die Möwen sitzen also wie Standarten auf den Pfeilern, und Wellen, von Schaum gekrönt, marschieren in Legionenstärke an ihnen vorbei, was sie nicht stört. Ich hatte mal in Zürich so ein Foto gemacht, die Möwen von Affoltern sahen aber nur Autos, keine Wellen. Ich musste es heraussuchen, und hier ist es:

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Ein paar Seiten weiter redet sich der Dichter gut zu:

Be happy now at Cap, for the simplest joys –
for a line of white egrets prompting the last word …

Er will glücklich sein mit einfachen Freuden – wie einer Reihe von weißen Reihern, die ihm das letzte Wort soufflieren. Diese Vögel sitzen ja da wie Wörter in einer Zeile, wie Wärter vielleicht auch, wie Warter, denn die Zeile braucht immer die nächste, und wir, die wir schreiben, hoffen, dass etwas rauskommt, und die Vögel sind uns Symbol. Weiße Reiher haben wir leider nicht zu bieten, aber im Friedhof Rumersheim fiel meinBlick auf ein angrenzendes Haus, und da saßenTauben. Auch schön. Vor allem am Friedhof.

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