Brüllend laut

Am ersten Samstag im neuen Monat August fuhr ich mit dem Rennrad von Sarnen südlich von Luzern über den Brünig-Pass und dann über den Susten, 2224 Meter hoch. Dort oben in den Bergen habe ich an diesem Tag mehr Abgase eingeatmet als in drei Jahren hier im ruhigen Markgräflerland. Hunderte Motorradfahrer waren in Rotten unterwegs, brüllend laut und aggressiv vorwärtsjagend. Eine Landplage ist das. 

007Ich wusste eigentlich, dass man an einem Samstag im Sommer nicht in die Berge fahren sollte. Denn dann hat man’s mit den Motorradlern zu tun, die meist Männer sind und die Serpentinen hinuf- und hinaborgeln. Das ist ihre Art der Freizeitgestaltung, die indessen mit der friedlicher Menschen kollidiert. Es wirkt selbstmörderisch und ist dabei saugefährlich für die anderen Verkehrsteilnehmer. Die Schauinsland-Strecke bei Freiburg ist an Wochenenden für Motorradfahrer gesperrt. Wenn nur andere Gemeinden diesem Beipiel folgen wollten! Im Schwarzwald gibt es schon Dörfer, die die Nase (und vor allem den Gehörgang) voll haben.

Die Motorradfahrer interessieren die Kurven nicht groß, sie wollen bloß rasen und sich gegenseitig anstacheln. Ein Männerritual, an dem Frauen nur zu gern als Sozie teilhaben. Viele Gruppen aus Uri, Obwalden und Zürich waren unterwegs, die mal ein Wochenende rasen wollen. An einem Tag im Juli sind im Schwarzwald 13 Motorradler verunglückt. Das ist kein Spiel. Manchmal misst die Schweizer Polizei ihr Tempo, und wenn einer 156 fährt, wo 80 erlaubt sind, sind seine Maschine und der Schein rasch futsch. Man müsste mehr tun gegen diese Lärminvasion. Lehrreiche Plakate helfen nicht mehr.

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Darum ein Loblied aufs Bergwandern. Auch da waren am Sonntag, dem Tag nach meiner Rennradtour, hunderte Autos unten in Wasserauen geparkt. Doch dann steigst du hoch und triffst nur noch wenige Menschen. Die Rundumsicht ist genial. Die Luft ist klar und gut zu atmen. Kein Wunder, dass viele Rennradler aufs Mountain-Bike umgeschwenkt sind. Der Klügere gibt nach.

Man könnte sagen, dass da eine Menge Irre unterwegs sind, denn mit dem normalen Menschenverstand kann man deren Treiben nicht mehr beikommen. Doch damit wüde man die »Irren« beleidigen, die oft nur arme Leute sind, denen ihre chaotische Innenwelt seltsame Gedanken und seltsames Verhalten auferlegt. Die wenigsten Verrückten sind aggressiv. Ist jemand, der in einem Einkaufszentrum 22 Leute erschießt, verrückt? Ist diese Welt dabei, komplett verrückt zu werden?

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