No Rind!

Der 1000 Seiten dicke Bericht des UN-Weltklimarats vor zwei Wochen ließ kein Zweifel daran: Die Lage ist ernst, wir müssen handeln. Bald sind zehn Milliarden Menschen zu versorgen. Eine klare Anweisung lautete: Esst weniger Rindfleisch, am besten gar keins mehr! Denn die Rinderhaltung braucht viel Raum, und die Ernährung der Tiere verlangt viel Futter, das der Mensch sich einverleiben könnte. Auf Rind zu verzichten, wäre schon ein Schritt. Das Autofahren hat man ja nicht erwähnt, zumindest erwähnt es die Presse nicht, die tausend Seiten ja nicht liest.

004Am Tag danach war der Bericht auf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und La Repubblica (eine rechte und eine linke Zeitung, die ich überfliege), schon nicht mehr im Programm. War ins Archiv gerutscht. Schon abgehakt, es gibt andere Probleme, in Italien eine Regierungskrise und die übliche cronaca nera mit Morden und Unglücken. Vermutlich werden wir Ende des Jahres auch nicht lesen, ob weniger Rindfleisch konsumiert wurde. Vermutlich wird keine Änderung feststellbar sein. Wir ließen uns ja gern positiv überraschen.

DSCN0086Vermutlich hat der Mensch diesen Planeten nicht verdient. Die meisten denken nicht nach und haben keine Lust, ihren Lebensstil zu ändern, zu dem ein gutes Steak gehört. Sie sind nicht bereit, auch nur einen kleinen Schritt zu tun. Die Tatsache, dass Tiere abgeschlachtet werden, damit sie etwas Genuss bekommen, stört sie ja auch nicht. Ein Werbeplakat für das Markgräflerland an der Straße nennt als erstes den Gaumen, dann zwei andere Elemente, die ich vergessen habe, vermutlich Natur und Kultur. Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral, schrieb Brecht.

Anfang August musst man über ein neues Abkommen der EU mit den USA lesen. Mehr Rindfleisch für Europa! Da freute sich Trump. Der Deal mit more Rind ist anscheinend eine Konzession, damit die Amerikaner nicht Autos und andere Waren aus Europa besteuern. Wieder Amerika! Ich hab ihn so satt, diesen Schwachsinn von jenseits des Großen Teichs. 35.000 Tonnen jährlich, das sind 70.000 geschlachtete Rinder. Die kommen in riesigen Trucks in die Schlachthöfe, wo sie mit dem Bolzenschussapparat betäubt und muss entbluten. Ei Strahl blut schießt heraus, das Rind wird hirntot und kann aufgehöngt und dann zerlegt werden. Im Schlachthof München werden 70 Rinder in der Stunde getötet. Man gibt ihnen Zeit, bis sie betäubt werden; weniger Stress, besseres Fleisch.

DSCN4612DSCN0058Das hat mir nie gefallen. Kein Rindfleisch, daran halte ich mich künftig. Wobei Schweinefleisch und Putenfleisch ja auch keine Alternative sind. Jeder muss bei sich selbst anfangen. Wer nicht einmal dazu bereit ist, auf Rindfleisch zu verzichten, wie will man dem Fernreisen mit dem Flieger ausreden? Aber warten wir einmal ab, vielleicht geschieht ja doch ein Wunder, und der Rindfleischkonsum bricht weltweit ein. Die Schweizer Kuh wird es uns danken.

 

Vegetarier-Beiträge:
Biblische Vegetarier
Den Vegetarier abschaffen
I- die Mundwinkel (die Ernährung)

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.