Die Sturmtruppen

And now for something completely different … So hieß es bei Monty Python, der britischen Komiker-Truppe, und es kam etwas völlig Blödsinniges, Verqueres. Bei manipogo auch. Denken wir uns den Krieg mal weg mit Horror und Leid. Als ich in Rom war, um das Jahr 2000 herum, sagte einer meiner römischen Freunde manchmal, die Deutschen seien un pò quadrati, und ein anderer stieß das Wort Sturmtruppen hervor und grinste. Damit konnte ich nichts anfangen. Bis vor kurzem.

Ein netter Mensch lieh mir ein Comic-Heft, auf dem es groß stand: Sturmtruppen. Da waren sie! Das war die Geschichte, auf die meine Fahrrad-Freunde in Rom anspielten! Der Schöpfer der Sturmtruppen war der Zeichner Bonvi, Künstlername von Franco Bonvicini, der 1941 in Modena geboren wurde.Von 1968 bis zu seinem Tod 1995 zeichnete er täglich Sturmtruppen-Episoden, die in 11 Sprachen übersetzt wurden und angeblich der erste Comic war, der in der Sowjetunion erscheinen durfte.

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Bonvi war, wie viele meinten, ein Anarchist, und 1968 gab es im Zuge der Studentenproteste viel Anarchie. Und so konnte man vielleicht 23 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs Soldaten und das ganze Militär auf die Schippe nehmen. 50 Jahre danach, heute, sind die Militärausgaben ins Grenzenlose gestiegen, mit High-Tech-Gerät wird gekillt und verbrannt, doch der kämpfende Mensch/Mann ist derselbe geblieben, und Krieg ist so idiotisch wie vor 2000 Jahren.

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Humor enttarnt alles, und wenn man über etwas lachen kann, hat man sich befreit. Allerdings bleibt einem das Lachen bei den Sturmtruppen immer im Halse stecken, wenn man zu einer Täternation gehört, die alles getan hat, andere Völker plattzumachen und niederzumachen. Der Erfolg gab Bonvi jedoch recht. Die Armee war immer wichtig, und man rufe sich die Erregung in Erinnerung, als in Deutschland in den 1970-er und 1980-er Jahren in Ausstellungen verdeutlicht wurde, dass Angehörige der Armee in den Einsatztruppen im Osten eine Million Menschen kaltmachte, Befehlen gehorchend.

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Fehler passieren immer, indessen gaukelt uns die Technik von heute keimfreies, eiskaltes Killen vor. Die zielgenauen Schläge der Amerikaner im Irak-Krieg waren Illusion, und wie viele Soldaten starben im friendly fire! Sie wurden irrtümlich von eigenen Leuten erledigt. Jeder Krieg ist Anarchie, ist Freisetzung archaischer Tötungsimpulse. Die Vereinigten Staaten gaben 2018 unglaubliche 649 Milliarden für Kriegsgerät und Mannschaften aus, China folgte mit 250 Milliarden, und dann folgen Saudi-Arabien, Indien, Frankreich, Russland, Großbritannien und Deutschland (49 Milliarden).

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Über die Darstellung oben habe ich sehr gelacht. Wie absurd, inmitten der Lebensgefahr an die Treue der Ehefrau zu denken! Manchmal haben wir vor den falschen Dingen Angst. Das nächste Bild hat einen historischen Hintergrund. Es gibt eine Anekdote, die schon 200 Jahre alt ist, und in der ein General tatsächlich seinen fliehenden Leuten das zuruft: falsche Richtung!

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Ach, Bonvi. Er muss ein toller Mensch gewesen sein, hellwach und mit großem Ethos. In Wirklichkeit war er ziemlich in seine Gedanken versunken und zerstreut. Einmal soll er in Bologna eine Frau gegrüßt haben — buongiorno, Signora! —, worauf die Frau erwiderte: Hey, ich bin doch deine Mutter! Am 9. Dezember 1995 war er in ein Fernsehstudio in Bologna eingeladen, fragte in einer Bar nach, wie man dorthin komme, verließ die Bar, betrat die Straße und wurde von einem betrunkenen Autofahrer totgefahren. Sowas hatten wir kürzlich erst. Der Krieg heute im Westen ist der geheime Krieg auf den Straßen, der viele tausend Opfer fordert. Müsste man auch humorvoll behandeln, ist aber schwer.

 

Die Abbildungen sind aus einem Gag-Comic-Sonderband Nr. 5 des Condor Print Verlags aus Frankfurt am Main, den es nicht mehr gibt. — Das Bild von Bonvi habe ich der italienischen Wikipedia entnommen, grazie. 

 

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