Gott träumt in den Blumen

Ein paar Worte des Meisters zum Ausklang des Sommers und überhaupt. Paramahansa Yogananda machte Yoga in Europa bekannt, starb mit kaum 60 Jahren (1952) in den USA und hat 20 Werke hinterlassen, von denen die Autobiografie eines Yogi weltweit gelesen wurde und wird. Schön sind seine prägnanten Antworten auf Fragen seiner Schüler und sein ganzes Denken.

Unser Titel findet sich im ersten Zitat.

Der Meister sprach: »In der Schöpfung scheint es so, dass Gott im Gestein schläft, in den Blumen träumt, in den Tieren erwacht und im Menschen weiß, dass er wach ist.«

Dabei denken wir auch an ein Kurzgedicht von Joseph von Eichendorff (1788-1857):

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort,
und die Welt hebt an zu singen,
triffst du nur das Zauberwort.

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Das Lied in den Dingen ist nicht das Ding; denn gern führt man den Pantheismus an, der angeblich sagt, Gott sei seine Schöpfung. Das Gegenteil ist die Ansicht, Gott habe sich von der Schöpfung abgekehrt und sie sich selbst überlassen. Doch können wir sagen: Es ist etwas Göttliches in uns. Wenn ich ein Buch geschrieben habe, bin ich in dem Buch, das ohne mich natürlich nicht zu denken ist; aber ich bin nicht das Buch, ich bin mehr. Auch der Gedanke aus dem Koran, Gott habe gesagt »Ich bin ein verborgener Schatz, ich wollte entdeckt werden« ist nich richtig pantheistisch. Gott schuf uns vielleicht, damit er erkannt und verehrt würde. Gott ist in allem, lehrt Paramahansaji. Wir lieben ihn, indem wir die Menschen lieben.

Haus der bayerischen Geschichte_kl»Meister, ich liebe alle«, gestand eine Jüngerin.
»Du sollst Gott allein lieben«, erwiderte Paramahansaji.
Einige Wochen später begegnete die Jüngerin dem Guru wieder, und er fragte sie: »Liebst du deine Mitmenschen?«
»Ich richte meine Liebe auf Gott allein«, antwortete die Jüngerin.
»Du sollst aber allen Menschen dieselbe Liebe schenken!« Da fragte die Jüngerin verblüfft: »Sir, wie meinen Sie das? Zuerst sagten Sie, dass es falsch sei, alle zu lieben; nun sagen Sie, dass es falsch sei, irgend jemanden auszuschließen.«
»Du lässt dich zu sehr von der Persönlichkeit der Menschen anziehen, und das führt zu begrenzenden Bindungen«, erklärte der Meister. »Wenn du Gott wahrhaft liebst, wirst du Ihn in jedem menschlichen Antlitz schauen und wissen, was es heißt, alle zu lieben. Nicht die äußere Gestalt oder die ichgebundene Persönlichkeit sollen wir bewundern, sondern Gott, der in allen wohnt. Er allein verleiht Seinen Geschöpfen Leben, Anmut und Individualität.«

Was tat Gott?

»Der menschliche Körper entstand durch einen Gedanken im Geist Gottes«, sagte der Meister. »Er schuf uns aus Strahlen unvergänglichen Lichtes und schloss uns in die Glühbirne des Körpers ein. Wir aber haben unsere Aufmerksamkeit auf die zerbrechliche Glühbirne gerichtet anstatt auf die darin leuchtende unvergängliche Lebensenergie.«

Der Meister ist kein Physiker und spekulierte munter drauflos.

Eines Abends, als der Meister mit einigen Jüngern draußen auf und ab ging und die Sterne betrachtete, sagte er:
»Jeder von euch besteht aus vielen winzigen Sternen — den Atomsternchen! Wenn sich eure Lebenskraft plötzlich vom Ich löste, könntet ihr das ganze Universum wahrnehmen. Große Heilige fühlen im Augenblick des Todes, wie sich ihr Bewusstsein über den unendlichen Raum ausbreitet. Es ist ein wunderbares Erlebnis.«

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Aber was soll das alles? Wozu sind wir hier?

Einem unzufriedenen Schüler sagte der Meister: »Zweifle nicht; sonst wird dich Gott aus der Einsiedelei entfernen. Viele kommen nur hierher, um Wunder zu erleben. Die Meister aber stellen die ihnen von Gott verliehenen Kräfte nicht zur Schau, es sei denn, dass er es ihnen gebietet. Die meisten Menschen begreifen nicht, dass das größte aller Wunder darin besteht, sich innerlich zu wandeln und sich demütig Seinem Willen zu unterwerfen.«

Und dann noch:

»Gott hat euch zu einem bestimmten Zweck hierhergesandt«, sagte der Meister. »Handelt ihr im Einklang mit diesem Zweck? Ihr seid auf die Erde gekommen, um eine göttliche Aufgabe zu erfüllen. Vergest nie, wie ungeheuer wichtig das ist! Erlaubt dem kleinen Ich nicht, euch den Weg zum unendlichen Ziel zu versperren.«

 

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Die Bilder sind von HK, vielen Dank!

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