Flugverkehr (85): Zugzeiten der Vögel

Vor ein paar Tagen plötzlich schrilles Getschirpe vor dem Fenster: Tausende Vögel flogen hin und her, waren überall am grauen Himmel. Anscheinend bereiten sie sich auf den Zug nach Süden vor. Keine Sorge: Es gibt noch viele. Die angekündigte Sonne kam nicht durch den Hochnebel durch. Fliegt dorthin, wo es wärmer ist!

Da fiel mir ein Vers von Peter Huchel ein, der Anfang von In der Bretagne:

Wohin, ihr Wolken, ihr Vogelschwärme!
Kalt weht die Chaussee ins Jahr,
wo einst der Acker warm von der Wärme
des brütenden Rebhuhns war.

009

 

Und er schreibt (Friede):

Zugzeiten der Vögel.
In den stachligen
Grannen gedroschener Ähren
wohnt noch die milde Leere des Sommers.
In den Schießscharten des Wassserturms
wuchert das Gras.

002

 

Es ist wie eine Schrift am Himmel. »Schneenarben an den Felsen, / Wegzeichen wohin? Schriftzeichen, / nicht zu entziffern«, schreibt Huchel, und woanders: »Verse, die an nichts erinnern«.

Und ein anderes Gedicht von ihm beginnt so:

Nichts zu berichten.
Das Einhorn ging fort
und ruht im Gedächtnis der Wälder.
(…)
In der weißen Abtei des Wassers
ein lautloser Flügelschlag.
Im Namen dessen —
bis ans Ende der Tage.

 

 

 

 

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.