Sterben und Auferstehen

Sterben und Auferstehen heißt ein Buch des finnischen Schriftstellers Frans-Eemil Sillanpää, der 1939 als erster Autor seines Landes den Nobelpreis für Literatur erhielt. Das war in diesen Tagen vor 80 Jahren, und Sillanpää ließ es sich nicht nehmen, mit dem Zug von Helsinki nach Stockholm zu fahren, um den Bottnischen Meerbusen herum und durch die öden Landschaften Lapplands, um die Ehrung entgegenzunehmen, die letzte bis 1944, weil Krieg war. 

Hurska Kurjuus (Sterben und Auferstehen) erschien bereits 1919. Ein anderer großer Roman von Sillanpää heißt Silja, die Magd. Er ist, wie es in einer Einführung heißt, »auf Verfall und Tod hin ausgerichtet. … So wächst das Mädchen Silja mutterseelenallein auf, erlebt eine kurze Zeit der Blüte und stirbt schließtlich, in einer Welt, die nur für starke, ganz erdhafte, im  Alltag aufgehende Menschen Platz hat.« Das ist noch Literatur aus dem bäuerlichen Leben des 19. Jahrhunderts, wie sie auch bei uns, etwa durch Oskar Maria Graf in Bayern, geschrieben wurde. Für uns heute ist das nur mehr eine Kuriosität, aber lesen kann man das immer noch.

Frans-Eemil Sillanpää begann früh mit dem Schreiben, hatte früh Erfolg, und man erwartete sich viel von ihm. Doch er kam mit dem Geld nicht zurecht, verschuldete sich andauernd, legte in den 1930-er Jahren noch ein paar große Romane vor, bekam seinen Preis, doch dann ließ sich seine Frau von ihm scheiden, er kam ein paar Jahre in die Psychiatrie und trank zuviel, bevor er sich in Helsinki niederließ und dort 1964 starb, 76 Jahre alt. Kurzfassung eines Lebens.

In Sterben und Auferstehen beschreibt Sillanpää das Leben von Juha, den man auch den Toivola-Jussi nennt. Er schafft es, die attraktive Riina zu heiraten, die dann, nachdem sie ihm Kinder geschenkt hat, am Krebs stirbt. Über das Dorf bricht dann die Revolution herein, die Arbeiterbewegung enteignet die Herrschaften, und in diesem ganzen Chaos macht Jussi einen Fehler, der ihn vor das Revolutionsgericht bringt. Mit acht anderen soll er hingerichtet werden, und er legt sich denn auch demütig in die Grube, und ein Jäger befiehlt ihm, aufzustehen, was er auch tut, wonach er erschossen wird und »in den mächtigen gemeiniglichen Zustand des Todes« sinkt, ohne einen letzten Gedanken.

Einen letzten Gedanken liefert der Autor in einem Epilog. Über den Friedhof steht schon die Sonne und verheißt den Frühling, und er

verheißt abermals Vogelsang und Blumenduft und freudenvolle Tage für die heranwachsenden Menschenkinder. Näher und näher gelangen sie dem Glück, über dessen Inhalt sie vergeblich von einem Jahrhundert zum anderen nachgegrübelt haben. Heute meinen sie, dass der leibhaftige Mensch und dessen Bedürfnis, das menschliche Gemeinwesen und dergleichen diesem Glück am allernächsten kommen. Nun, es mag uns hingehen, dass wir in dieser Beziehung noch auf einem so primitiven Standpunkt stehen: jeder Tag hat ja auch seine Länge. Und so weit sind wir auf jeden Fall gekommen: die meisten Einzelwesen erfahren dieses Glück für einen Augenblick in ihrer Todesstunde. Das ist es denn auch, was dem nächtlichen Friedhof seine eigentliche Stimmung schenkt: dass wir dies ahnen. Und bestimmt wird diese Erfahrung irgendwann einmal im Lebenstag der Menschheit auch im Reiche der Lebendigen Einlaß finden.  

 

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