Seligpreisungen, alternativ
Elene gab in ihrem neuen Blogbeitrag für Elene Explores die Seligpreisungen wieder, die sie aus einem Vortrag von Nadia Bolz-Weber auf Youtube übernahm. Und ich habe sie ins Deutsche übersetzt, weil sie zu gut sind. Mehr zu Frau Bolz-Weber gleich.
Nadia Bolz-Weber wurde 1969 in Colorado Springs geboren und wuchs in einer fundamentalistischen christlichen Familie auf. Erst 2004 fühlte sie sich berufen, wurde 2008 zur Pastorin ordiniert und gründete die Kirche Aller Sünder und Heiligen (kurz the House genannt), die auch Süchtige, Depressive und Ungläubige aufnimmt.
Nadia Bolz-Weber hat einen Blog: Patheos: Sarcastic Lutheran. Sie hat auch einige Bücher geschrieben, etwa Zufällige Heilige: Gott in den falschen Leuten finden und zuletzt Schamlos: Eine Sexuelle Reformation (erschienen im Januar 2019, Titel von mir übersetzt, auf Deutsch gibt es das nocht nicht). Sie ist Feministin, kräftig tätowiert und hält Vorträge in allen möglichen Kirchen und bei religiösen Konferenzen. So jemanden brauchen wir. Dank an Elene für diese Anregung, und hier die Seligpreisungen:
Selig sind die Agnostiker,
selig sind jene, die zweifeln,
die sich nicht sicher sind,
die sich noch überraschen lassen.
Selig sind die, die nichts zu bieten haben.
Selig sind die, für die der Tod nichts Abstraktes ist.
Selig sind die, die geliebte Menschen begraben mussten,
deren Tränen für sie einen Ozean füllen.
Selig sind die, die genug geliebt haben,
um zu wissen, was Verlust bedeutet.
Selig sind die, die ohne den Luxus leben,
irgendetwas für selbstverständlich zu nehmen.
Selig sind die, die nicht auseinanderfallen können,
weil sie sich für die anderen zusammennehmen müssen.
Selig sind die, die es noch nicht hinter sich haben.
Selig sind die, die trauern.
Selig sind die, von denen niemand Notiz nimmt,
die Kinder, die allein in der Schule vor dem Mittagessen sitzen,
die Wäschearbeiter im Krankenhaus, die Sexarbeiterinnen
und die nächstlichen Straßenreiniger.
Selig sind die Vergessenen,
Selig sind die Eingeschlossenen,
Selig sind die Arbeitslosen,
die Unscheinbaren,
die Unterrepräsentierten.
Selig sind die zu Unrecht Beschuldigten,
die, denen nie eine Pause vergönnt ist,
die, für die das Leben hart ist.
Denn Jesus umgab sich mit Leuten wie sie.
Seig sind die ohne Dokumente,
Selig sind die ohne Lobbyisten,
Selig sind die, die schreckliche Business-Entscheidungen fällen
zum Wohl der Menschen.
Selig sind die ausgebrannten Sozialarbeiter
und die überarbeiteten Lehrer
und die ehrenamtlich Tätigen.
Selig sind die gutherzigen Spieler der National Football League
und ihre schicken karitativ tätigen Weibchen.
Und selig sind die Kinder, die sich in der Schule
vor die Schwachen stellen, die angegriffen werden.
Selig ist jeder Mensch, der mir je vergeben hat,
als ich es nicht verdiente.
Selig sind die Gütigen,
denn sie werden alles bekommen.
Du gehörst zum Himmel, und Jesus segnet dich.