Bilder aus Hildesheim

Hildesheim, das im Oktober erwähnt worden war, hat noch viele schöne Häuschen, wie man sie aus Norddeutschland kennt: bunte Türen, Rosenstöcke am Eingang, Fachwerk, schön gegliedert und gemütlich. Ein paar Bilder gibt es, und Text dazu muss sein: Da kann mal wieder good old Lessing rein. 

Gotthold Ephraim Lessing stammt jedoch aus der Oberlausitz, aus Kamenz 30 Kilometer nördlich von Bautzen. Da wurde er am 22. Januar 1729 geboren. Studierte und lebte in Berlin und Leipzig, war nach dem Studium Journalist und von 1760 bis 1765 Sekretär bei einem General in Breslau. Da hatte er schon sieben Lustspiele und zwei Trauerspiele geschrieben. Lessing liebte das Theater, da wäre eine Berührung mit der Weißen-Rössl-Geschichte.

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»Das deutsche Theater gewährte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Bild trostloser Verkommenheit; weder die Fürsten noch das Volk hatten für dasselbe ein Herz.« Solches steht in einer Vorrede zur berühmt gewordenen  Hamburgischen Dramaturgie, die aus 104 Beiträgen Lessings besteht, in einem Jahr geschrieben (2 Beiträge pro Woche). Es sind Rezensionen und Überlegungen zur Dramenkunst. Auch Schiller bewunderte sie.

In Hamburg wurde ein deutsches Nationaltheater gegründet, und Gotthold Ephraim Lessing sollte es literarisch begleiten. Damals regierten französische Dramatiker auch die deutschen Bühnen, doch Lessing bewunderte Shakespeare und plädierte für ihn. Emotion und das Mitleid waren für ihn wichtiger als die Einhaltung der Regeln. Über den Demokrit von Regnard schrieb er im Juni 1767:

Dieses Lustspiel wimmelt von Fehlern und Ungereimtheiten, und doch gefällt es. Der Kenner lacht dabei so herzlich als der Unwissendste aus dem Pöbel. Was folgt hieraus? Dass die Schönheiten, die es hat, wahre allgemeine Schönheiten sein müssen, und die Fehler vielleicht nur willkürliche Regeln betreffen, über die man sich leichter hinaussetzen kann, als es die Kunstrichter Wort haben wollen.

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Am 7. Mai 1770 trat Lessing seinen Dienst als herzoglicher Bibliothekar an der Wolfenbütteler Bibliothek an. Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel hatte seine Residenz dorthin verlegt und engagierte den Dichter, der damit endlich ein gesichertes Auskommen hatte und dann die Dramen Emilia Galotti (1772) und Nathan der Weise (1779) schrieb. Wolfenbüttel liegt vielleicht 30 Kilometer östlich von Hildesheim, ist halb so groß wie dieses und überstand den Krieg mit einem weithin geschlossenen Stadtbild aus dem Mittelalter. Hildesheim musste seine schönen Häuser wieder rekonstruieren.

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Der Dichter lebte in einem ansehnlichen Haus, nachdem er am 8. Oktober 1776 Eva König geheiratet hatte. Leider starb sie 13 Monate nach der Hochzeit, nachdem sie zuvor ein Kind geboren hatte. Lessing folgte ihr vier Jahre später; er starb in Braunschweig, wo er auch begraben ist. Und nun, zum Ausklang, noch drei Häuserfronten aus Hildesheim.

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Alle Fotos von G. Braghetti 

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