Was haben wir einem Stein voraus? Was ist Lebendigsein? Neben Licht, Luft und der Nahrung gibt es eine unsichtbare Lebensenergie (von den Chinesen chi, von den Indern prana genannt), von der unsere Wissenschaft allerdings nichts wissen will. Der Okkultismus soll sich damit beschäftigen. Tun wir, gerne. Das Unsichtbare illustrieren wir dennoch mit Abbildungen, denn manche Menschen sehen sie, die Energie.  

Für jedes geplante Ereignis lässt sich sagen, dass nichts passieren wird, wenn nicht eine Art Energieschub eintritt. Der Mensch besteht aus Körper, Energie und Geist; er ist eine Art Verschmelzung (marriage) von aktiven Energien und dem physischen Körper. Und der animalische Magnetismus Mesmers (der animierende  Magnetismus ist gemeint), das Od Reichenbachs und die psychische Kraft sind nur Namen für die große Energie, die uns umgibt und in uns steckt und die auch die Aura ausformt, die manche Menschen sehen können.

Das sind in Kürze die Thesen von Ingo Swann, der einer war, der die Aura sehen konnte – und noch viel mehr. Er zählte in den 1970-er Jahren zu den bekanntesten Hellsehern der USA und gehörte zum Stargate-Prohject des CIA. Swann schrieb 1999 das Buch Psychic Sexuality, dem die Thesen entstammen.  Er starb 2013, knapp 80 Jahre alt. Primär geht es ihm um Sexualität – wo wir die Energie spüren und zu spüren bekommen −, aber seine Gedanken zur Energie sind wichtiger.

Swann beklagt, dass der Westen Energie nur als die Fähigkeit kennt, Arbeit zu leisten. Vor 100 Jahren setzte die Wissenschaft den Vitalismus auf den Index, der von einer Lebensenergie sprach, die von Literaturnobelpreisträger Henri Bergson als élan vital bezeichnet wurde. Das durfte es nun nicht mehr geben, das Bewusstsein kam aus dem Gehirn, Energie kam aus der Materie, durch irgendwelche chemischen Prozesse, und Schluss.

Ironischerweise wiesen Einstein und seine Kollegen in den 1920-er Jahren nach, dass Energie gequantelt auftreten kann und der grundlegende Stoff im Universum ist. Da war sie wieder. Luft und Licht, diese weiteren wichtigen Stoffe, sind auch unsichtbar. Wir schließen auf sie durch sekundäre Wirkungen: Ich spüre die Luft auf der Haut, die Luft bewegt Blätter; das Licht bricht sich an Staubteilchen und beleuchtet Objekte, selbst ist es unsichtbar. (Der Äther als Medium für die Ausbreitung war eine Erfindung, die widerlegt wurde.) Lichtteilchen haben keine Masse. Und Elektronen, sagte uns Heisenberg, seien eigentlich keine Objekte. Die großen Physiker (und die wenigen Physikerinnen) waren von der Quantentheorie wie vor den Kopf geschlagen; den meisten Kollegen war sie zu verrückt, sie wollten praktisch arbeiten, und so haben wir heute den Quantencomputer. Aber nur eine Handvoll Physiker hat über die weltanschaulichen Implikationen der Quantentheorie nachgedacht und veröffentlicht; das alles ist bis heute, fast 100 Jahre später, nur unzureichend verstanden. Etwas wie chi ließe sich in dem Gedankengebäude leicht unterbringen. Auch die Medizin wandte sich von der Energie ab, obgleich das Gehirn und das Herz elektromagnetische Wellen aussenden und die Augen Strahlen absondern, die Informationen enthalten.

Chakren sind bei Swann (hypothetische) Energiesammler, die, aktiviert, zu leuchten beginnen und wie Miniatursonnen strahlen. Die Aura ist eine ovale Wolke aus Licht, durchdrungen von verschiedenen Farben. Auras sind unglaublich schön, beobachtete Swann, der nach einem Aufenthalt in einer Kammer die Welt verändert sah; alles strahlte und betörte ihn. In der Kammer saß er unter einem Magnet mit dem Nordpol über seinem Haupt und umgeben von Kupferscheiben, die als Spiegel wirkten: eine Versuchsanordnung aus Indien, genannt in den Mahatma Letters 1927.

Gerade in der Sexualität spüren wir die unsichtbaren Energien, und Swann meint, dass sie ein eigenes Leben und einen eigenen Willen besitze. Die Chinesen meinen mit chi etwas, das wir mit dem Atem aufnehmen und das mehr als die Luft ist; mit ihr verleiben wir uns Lebenskraft ein, und diese uns umgebende kosmische Energie kann, wer will, auch Gott nennen: Du bist in ihm, er/sie/ das All ist in dir.

Dieser Eintrag wurde am Montag, den 25. November 2019 um 01:38 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Mystik zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.