Tausend Leben
Wieder auf die Reinkarnation gestoßen worden: durch (am Monitor verfolgte) Interviews mit den US-Therapeuten Michael Newton und Brian Weiss. Beide haben Tausende Menschen zurückgeführt und über deren Reinkarnationserinnerungen Bücher geschrieben. Hunderte Leben, tausende, wieviele haben wir hinter uns? Und wieviele vor uns, und wie kommen wir da raus?
Das Ziel wäre die Befreiung aus dem »Rad der Wiedergeburt«, wie die Buddhisten das ausdrücken. Edel werden, geistig und überpersönlich … es käme einer Erlösung gleich. Ein schöner Gedanke von Michael Newton dazu: Wenn einer oder einigen die Erlösung gelingt, wäre diese unvollkommen; alle müssten wir die Befreiung schaffen, denn die Menschheit ist ja eine Familie.
Vielleicht ist es schon in den nächsten 5000 Jahren zu schaffen (woran ich zweifle). Wenn wir alle verklärt wären und nahe an der Quelle (Gott), bräuchten wir die Erde mit ihrer Materie nicht mehr, sie wäre eine nette Erinnerung und ein im All treibendes Museum. Wir könnten dann das Bewusstsein auf anderen Planeten sich erweitern helfen, und das gäbe uns für die nächsten 100.000 Jahre zu tun; und weiter wollen wir erst einmal nicht denken.
Man erlöst sich am besten durch selbstlose Werke: indem man andere erlöst. Jetzt, im christlichen Advent, muss man sagen: Das Warten auf den Erlöser ist sicher falsch, wie es auch falsch ist, sich etwas von einem Außen zu erwarten. Ich weiß nicht, was mit der Aussage gemeint ist, Christus sei für unsere Sünden gestorben; niemand konnte mir das bislang schlüssig erklären. In der Gnosis erlöst sich der Erlöser selbst, und man meint fast, wir seien der Erlöser. Wir müssen uns selbst zu Erleuchtung und Befreiung bringen durch viele, viele Erdenleben hindurch.
Newton und Weiss schilderten (nach den Schilderungen ihrer Klienten) die Diskussion unseres vergangenen Lebens mit den »Weisen«. Der Tod wurde von allen Klienten einstimmig als große Freude begrüßt. Und dann, irgendwann, begann die Planung des nächsten Lebens, man hat drei Möglichkeiten und kann sich für einen Körper und ein Elternpaar entscheiden. Dort drüben gibt es keine Zeit (sie fällt weg, wenn man gestorben ist), man kann also etwas in die Zukunft schauen und sehen, ob die Entscheidung einigermaßen passt.
Michael Newton weiß jedenfalls, ob alles korrekt war; er ist bereits 2016 gestorben. Wir anderen leben, als wäre es das einzige Leben zur Verfügung — als hätte ein Schauspieler mit Amnesie vergessen, dass er schon oft auf der Bühne stand in anderen Rollen und dies noch viele Male tun wird, und er zeigt letzten Einsatz, und das ist gut so. Doch nach dem Stück ist vor dem nächsten Stück, vielleicht. Schon es für möglich zu halten, dass wir gerade ein gefeiertes Gastspiel geben, wir, die erprobten Schauspielerinnen und Schauspieler, die zudem ihr Stück selber geschrieben haben und selber darin Regie führen, könnte unsere Wahrnehmung erweitern. Heyoan sagt:
Ja, es ist wahr, dass du die Erfahrung deines Lebens selbst erschaffst. Es stammt aus deiner Planung. Du hast dein Leben mit all der Weisheit geplant, die in dir steckt. … Schmerz kommt aus dem Glauben, dass die Schattenrealität die wirkliche Realität ist. Das ist so, weil du vergessen hast, wer du bist; du glaubtest, ein einzelnes Wesen zu sein, abgetrennt von Gott.
Aber was heißt in dem Stück wir, was heißt ich? Ruth White, die ein Buch über Karma und Reinkarnation geschrieben hat, meint: Ich, so wie ich heute bin, habe mich nie zuvor inkarniert und werde es nie wieder tun. Ein anderer Aspekt von mir übernimmt die nächste Rolle, die das Gegenteil der letzten sein kann und baut auf dem auf, was ich erreicht habe. Frau White meint, ein anderes Korn der Weizenähre übernimmt; bleiben wir bei den Schauspielern, dann müssen wir uns einen Trupp von sich innig verbundenen Schauspielerinnen und Schauspielern vorstellen, die auf Engagement warten. Sie sind deine Seelenfamilie (oder Überseele), und ein anderer aus ihr übernimmt deinen Stab (wie beim Staffellauf) und die nächste Rolle. Er oder sie ist auch du: ein anderer Aspekt deiner Seele. Das würden wir auch Seelenwanderung (oder ibbur in der alten Kabbala) nennen dürfen. Nur übernimmt nicht eine Seele einen anderen Körper, sondern ein Teil der Seele, die wir uns ziemlich komplex vorstellen dürfen; und eigentlich ist der Geist das Aktive, während die Seele zuschaut und überwacht.
Ziemlich schwierig. Da sind viele Widersprüche drin. Wir müssen das mal wieder aufgreifen, dann hoffentlich klarer.
Illustrationen: Reinkarnationserinnerungen, 1) Eiszeit, auf dem (gleichnamigen) Mini-Mammut; 2) Ritter, 14. Jahrhundert; 3) Bild aus dem Masken-Museum Ambalagoda, Sri Lanka.
Weitere Beiträge zur Reinkarnation:
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Reinkarnation ist vernünftig
Reinkarnation auf Wunsch