Gute alte Parapsychologie

Noch etwas Neues aus Rom: Giulio Caratelli und Maria Luisa Felici haben wieder eins ihrer Vierteljahreshefte veröffentlicht, was sie bereits im 19. Jahr machen. Il Mondo del Paranormale heißt es und wird nur ein paar Dutzend Leserinnen und Leser haben, drum erwähne ich es mal wieder, damit sich die beiden freuen. Bei ihnen geht es um die gute alte Parapsychologie.

AlexanderImichbirthday0212Über die Parapsychologie kann man getrost einen Nachruf verfassen. Sie — die wissenschaftliche Erforschung des Paranormalen — begann 1882 mit der Gründung der Society for Psychical Research (SPR) in London und endete, wie ich ganz mutwillig behaupte, 1991 mit dem Artikel Does Psi Exist? in einer großen US-amerikanischen Psychologie-Zeitschrift. Darin gab es überzeugende Zahlen aus einem Telepathie-Experiment von Daryl J. Bem und Chuck Honorton. Hat aber nichts gebracht. Wenn etwas das eigene Weltbild stört, kann man es ja ausblenden und einfach nicht zur Kenntnis nehmen. Die schönsten Beweise aus 110 Jahren Parapsychologie wurden und werden beharrlich ignoriert; dabei hatten die Parapsychologen gehofft, mit dem Einsatz statistischer Methoden ernst genommen zu werden.

DSCN1146Für mich öffnete sich eine Welt, als ich 1992 in Freiburg oben auf der Eichhalde auftauchte, am Institut von Hans Bender (der kurz zuvor gestorben war). Da war er doch, der Stein der Weisen! Die Parapsychologie untersuchte mit orthodoxen Methoden (Wissenschaft) die verstiegensten Themen, und so durfte man das tun, der Zeitgeist konnte nichts dagegen haben. Doch die Methode legte sich betäubend über das Thema, und die Handelnden erwiesen sich als ebenso engstirnig wie alle Wissenschaftler. Und das Leben nach dem Leben interessiert sie nicht; man ist schon ausgegrenzt, wenn man sich diesem Spektrum widmet.

Caratelli und Felici aber blicken gern zurück auf glücklichere Tage — als man im Aufbau war und Hoffnung hatte. crookesIhre Zeitschrift zu Parapsychologie und verwandten, ungewöhnlichen Themen (hier: Oktober 2019) stellt gern frühere Protagonisten vor, und da das Paar frankophil ist, treten oft Franzosen auf. Der Beitrag von Robert Amadou (1924-2006) wird gewürdigt, der in den 1950-er Jahren drei Bücher veröffentlichte: über die Parapsychologie, über die großen Medien, über Telepathie.

lombroso2Robert Dale Owen (1801-1875) wird vorgestellt, ein Gelehrter, der sich einzelnen Fällen widmete und rigorose Forschung betrieb. Das war noch vor der Londoner SPR, und lesen kann man Footfalls on the Boundary of Another World (1861) sowie The Debatable Land Between This World an the Next (1874). Ferner erwähnen Caratelli/Felici den Fall eines Spukhauses, den vor 2000 Jahren Plinius der Jüngere (61-113) vorstellte, und dann bringen sie uns noch das Werk von Giovanni Schepis (1894-1963) nahe. Der Sizilianer gründete in Rom die SIM, die später zur SIP wurde (Società Italiana di Parapsicologia), während Mailand die AISM hatte und Bologna den CSP (Centro Studi Parapsicologici).

Das Bologneser Zentrum existiert noch, gab aber vor zwei Jahren ein »Erdbeben« innerhalb der Organisation bekannt. Man wolle sich verschlanken und sich mehr der Forschung widmen. Die Jugend wolle nichts mehr lesen und halte sich abseits. Das hatte bereits zum Ende der Psi-Vereinigungen in Bern und Zürich geführt, und das steht in Psi-Szene Schweiz, geschrieben als 10. manipogo-Artikel im August 2012.

 

Illustrationen: Große Parapsychologen, von oben nach unten Alexander Imich (gestorben mit 111 Jahren), Erlendur Haraldsson, William Crookes und Cesare Lombroso. Männer.  

 

 

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