Zehn kämpferische Frauen

Heute ist manipogo journalistisch unterwegs. Vor wenigen Tagen wurde im Museum Victor Schoelcher die Ausstellung Dix femmes puissantes eröffnet (Zehn kämpferische Frauen), die noch bis 26. April zu sehen ist (jeweils Dienstag bis Samstag, 14 bis 17 Uhr). Diese Frauen kämpften gegen die Sklaverei, wie auch der Fessenheimer Victor Schoelcher (1804-1893), der das Dekret formulierte, das am 27. April 1848 die Sklaverei in Frankreich und deren überseeischen Gebieten verbot. Der 8. März ist der Tag der Frau.

Gehen wir die zehn Frauen durch, die vorgestellt werden. Die Hälfte von ihnen starb auf gewaltsame Weise, den Tod der Kämpferinnen.

SDC10308Anne Zinga war Tochter des 8. Königs von Matamba und hieß Ngola Mbandi Nzinga Bandi kia Ngola (die Königin, deren Pfeil stets das Ziel trifft).  Sie lebte in Angola von 1582 bis 1664, regierte mit harter Hand und untersagte den Sklavenhandel, wobei sie geschickt mit den Portugiesen verhandelte, die in Angola eingefallen waren.  Im Jahrhundert danach kämpfte in Réunion Héva gegen die Sklaverei. Sie war die Gefährtin von Anchaing, dem sie acht Töchter schenkte. 1740 wurde sie gefangen, und von ihrem weiteren Schicksal ist nichts bekannt. 1768 gab es auf der Insel Réunion 45.000 Sklaven und 26.284 Freie, und als das von Schoelcher mit durchgesetzte Befreiungsdekret durchgesetzt wurde, kamen auf einen Schlag 60.000 Menschen frei (von 100.000; links Anne Zinga, aus der Ausstellung).

Die Mulâtresse Solitude von La Réunion ist eine mythische Gestalt und braucht uns nicht weiter zu interessieren. Claire, die Gefährtin von Capétal, war in Französisch-Guyana für die Freiheit aktiv. Sie begab sich mit geflüchteten Sklaven in den Wald und wehrte sich, wurde jedoch 1749 gefangengenommen, dann erdrosselt und noch gehängt. Dazu muss man das SDC10309Wort marronnage kennen: die Flucht von Sklaven, die dann marrons genannt wurden. Sie schlossen sich zusammen und gründeten eigene Siedlungen. Cudjoe Queen Nanny (1686-1733) gründet in den Blue Mountains mit ihrem Bruder Quao eine solche Siedlung auf 2,4 Quadratkilometern. Die Queen war, wie es in der Ausstellung heißt, eine »wichtige spirituelle Figur und eine gute militärische Strategin«, die 1733 im Kampf umkam. Auch Dandara aus dem 17. Jahrhundert, Gefährtin von Zumbi Dos Palmarès, ging mit brasilianischen Marrons, wurde am 6. Februar 1694 gefasst und nahm sich das Leben, um nicht weiterhin Sklavin sein zu müssen. (Rechts: aus der Ausstellung. Bild von Queen Nanny, wobei man ihr Portrait auf einem Geldschein vergrößerte. Auf ihm steht Nanny of the Maroons.)

Im 18. Jahrhundert wirkte in Frankreich Olympe de Gouges (1748-1793). Sie schrieb mit Zamore et Mirza ein Stück, das Sklaven die Hauptrolle gab. 1791 verfasste sie die erste Deklaration der Rechte der Frau (und da kommen Sklaverei und Frauenrechte zusammen). Artikel 1: Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Mann an Rechten gleichgestellt. Am 3. November 1793 transportierte man Olympe zur Guilloutine und hackte ihr den Kopf ab.

Drei Monate später wurde die Aufhebung der Sklaverei verkündet, was Napoleon nach der Revolution rückgängig machte. Er hatte nichts für Neger übrig und wollte Sklaven, die für die französische Nation Kaffee und Zucker und Baumwolle heranschaffen sollten. Darum dauerte es noch einmal über 50 Jahre, bis die Sklaverei in Frankreich und seinen Gebieten verschwand. 1829 hatte sie Mexiko gebannt, 1865 die Vereinigten Staaten, während Portugal 1869 und Brasilien 1888 von der Sklaverei Abschied nahmen.

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Das Museumsgebäude in Fessenheim, hier fast karibisch wirkend

 

Sojourner Truth (1787-1893) wurde als Sklavin geboren, und als ihr fünfjähriger Sohn verschleppt wurde, ging sie vor Gericht. Es war 1826 das erste Mal, dass eine Schwarze einen Prozess gegen einen weißen Menschen anstrengte. Und Sojourner bekam Recht. 1850 schrieb Willam Garrison ihr Leben auf, und 1865 setzte sie sich noch dafür ein, dass die Rassentrennung in den Straßenbahnen Washingtons aufgehoben würde. Anne Knight aus England (1781-1862) engagierte sich ab 1830 gegen die Sklaverei. Zusammen mit Lucy Townsend, Sarah Wedgwood, Mary Lloyd, Sophie Sturges und Elizabeth Coltman legte sie 1833 eine Petition für die sofortige Abschaffung der Sklaverei vor, die von 350.000 Frauen unterzeichnet worden war.

Denken wir noch einen Augenblick an Haiti. Im Befreiungskampf des Landes schlug sich Sanité Bélair gemeinsam mit ihrem Mann Charles Bélair, den sie als 15-Jährige geheiratet hatte. Als sie 1803 von den Franzosen gefangengenommen wurde, stellte sich ihr Mann, um nicht von ihr getrennt zu sein. Er wurde von einem Erschießungskommando hingerichtet und bat Sanité vorher noch, sie solle tapfer sein; sie blieb tapfer und weigerte sich, eine Binde zu tragen. Dann wurde sie enthauptet. Sanité wurde 21 Jahre alt. Bélair war Leutnant des haitianischen Nationalhelden Toussaint Louverture (1743-1803) gewesen, der den ersten erfolgreichen Sklavenaufstand angeführt hatte und militärische Erfolge erzielte, bis ihm Napoleon eine neue Armee auf den Hals hetzte. Louverture wurde nach Frankreich deportiert und starb bei Pontarlier. Neun Monate später, am 1. Januar 1804, wurde Haiti unabhängig.

 

 

 

 

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