Schaut her!

Wenn man seinen Computer einschaltet und der Monitor sein Bild zeigt, merkt man (so man, wie die meisten WeltmitbürgerInnen, Windows benutzt), was anders geworden ist. Früher stoisch dasselbe Bild, abstrakt, noch bei Windows 7; nun bei Windows 10 betörend schöne Landschaften, dazu Geschwätz. Überall rufen sie uns zu: schaut her! Alle wollen etwas von uns. Und wir wollen etwas von den anderen. Alle schreien, appellieren, werben, informieren, seufzen. Jetzt ohnehin.

ucieczkaDiese Kommunikations-Flut und -Wut ist allmählich über uns gekommen. Freie Flächen stören, als Folge eines horror vacui werden sie beschrieben wie in einem Altenheim, das ich kenne und wo man auf weiße Wände Sinnsprüche aufgepinselt hat, aus denen der Sinn abfließt, je mehr man über sie nachdenkt. Das Smartphone ist natürlich das Große Füllhorn, aus dem ungezählte Botschaften fließen, doch vorher schon waren die Blogs da als Ventil für persönliche Kümmernisse und Entdeckungen, und auch die Geschäftswelt deckt uns schon lange mit Slogans ein, und die Leute entdecken uns auf ihren Autonummern ihre Initialen sowie ihr Geburtsjahr.

DSCN2836Dabei ist das Leben auf diesem Planeten eine große Illusion. Alles, was unternommen wird, ist for the gallery. Es geht eigentlich nur darum, unsere Bedürfnisse leidlich zu erfüllen und sicherzustellen, dass alle in Würde leben können. Die ganze Maschinerie, die entstanden ist und sich für unverzichtbar, sich für die Welt hält, ist nur eine chaotische Theateraufführung. Zumindest war sie das, bevor sie, die Welt, den Atem anhielt, um kein Gift einzuatmen. Es passiert weniger, als vorher passierte, aber dennoch wollen Zeitungen und Sendestunden gefüllt werden. Stille ist ein Fremdwort bei den Medien, die ständig bei uns und um uns sind.

Silver Birch, der indianische Prediger aus dem Jenseits, sagte, diese Welt stelle uns bereit, was wir für die spätere Zeit in der anderen Dimension brauchen. Es geht nur um den Weg der Seele durch die Jahrhunderte, um den Weg jeder einzelnen Seele. Aber niemand zeigt ihn ihr.

Corona bedeutet Krone, im Hebräischen Kether, und genau so heißt in der jüdischen Kabbala die göttliche Instanz oben, von der Energie nach unten fließt oder träufelt, um hinunterzukommen über acht Stationen zu Malkuth, der Erde, die manchmal sogar Kether Malkuth genannt wird. Doch die hohe Instanz ist noch nicht die letzte; sie wird durch die Quelle jenseits der Schleier gespeist, die man En Soph nennt, weil ein Name gebraucht wird. Sie ist unsagbar, und auch das ist noch zu viel an Gesagtem. Darum ist für die Juden das, was wir von Gott in der Welt haben, die Schekhina, eine weibliche Gestalt. Wenn du eine Sünde begehst, treibst du die Füße der Schekhina aus deiner Welt fort.

kirchers coronah

Athanasius Kircher (1602-1680) und ein Detail aus seinem Lebensbaum: der Horizont des Ewigen

Es sieht sich manipogo ziemlich weit von weltlichem Treiben entfernt. Chögyam Trungpa Rinpoche meinte einmal, im Buddhismus gebe es keinen Standpunkt; Emotionen seien nicht viel anderes als Gedanken, sie seien gefärbte Gedanken, sie kommen und gehen vorbei, und überhaupt, Gedanken, gefasst in Worte, sind nicht das Wahre. Das Wahre wäre das Sein. Statt den Wolken aus Worten und Gedanken: die Stille. Bei den Dingen sein und bei den Menschen.

Und man denkt sich: Wie doch die Hunderttausende Nahtod-Zeugen das beschrieben, dieses Reich der Liebe und des Friedens, das man nicht annähernd in Worte fassen kann! Man müsste den Versuch machen, diese kosmische Liebe unserer Welt einzupflanzen, so dass dann Menschen sagen: Was für eine schöne Atmosphäre hier! Das, so ungefähr, müsste das Ziel sein.

 

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