Der Tag wird kommen

So hieß ja der Polizeiruf vom vergangenen Sonntag. Ist der einzige Krimi, den ich am Fernsehen sehe, den aus Rostock; ist überhaupt meine einzige Fernsehkost, und dann lege ich eine weiße Decke über das (24 Jahre alte) Gerät und lasse es schweigen. Bis wieder mal Rostock kommt. Nachdem das Team Odenthal/Kopper nicht mehr existiert, bin ich jetzt Fan von Buckow/König.

War eine relativ gute Geschichte, die gelungen durchkomponiert war. Das Motiv, parallel ausgeführt, hieß: Jemand sieht, was kommen wird — und verhindert es nicht, lässt es abrollen und lädt damit Schuld auf sich. Dazu die bedrohliche Geschichte des Mörders in Haft, der seit einigen Folgen Katrin König mit Botschaften verfolgt, weil sie (mit Buckow) ihm einen Mord angehängt hat, den er nicht begangen hat. Das Motiv hieße also: Schicksal spielen, Gott spielen, jemanden ins Unheil rennen lassen, weil der es angeblich verdient hat.

Viele Überraschungen gibt es in derartigen Filmen nicht. Der Knastie, der von Gott faselt und alttestamentarische Vorstellungen hegt, war nicht besonders originell; die Lösung des Falles (Selbstmord) konnte auch nicht total überzeugen. Dann noch der sich unterfordert fühlende Kollege, der Karriere machen will, die Patchwork-Familie … da gab es fast zuviele Stränge, die jedoch gut ineinander griffen. Auch wie Katrin König beinahe verrückt wird … so wie gesehen macht man das halt heute im Fernsehen, das war comme il faut und halbwegs überzeugend.

Seit zehn Jahren wirken Sascha Buckow (Charly Hübner) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) zusammen. Das ist eine latent explosive, latent erotische Arbeitsbeziehung, und beide haben etwas Kompromissloses und Animalisches, ja, das kann man so sagen. Ich erinnere mich an die eine Szene, als sie beide stockbetrunken waren und übereinander herfielen mit einer hungerigen Wildheit und Zärtlichkeit, das vergisst man nicht. Und am Ende von Der Tag wird kommen ist Saschas Vater gestorben, und sie, verzweifelt auch sie, will ihn trösten und küsst ihn in der letzten Einstellung des Films mit einer Vehemenz, der man nichts entgegenhalten kann. Was einen anzieht und in den Film hineinzieht, sind immer die Charaktere, weniger die Geschichte. Wenn zwei Schauspieler Charisma haben und auch eine Spur Dämonisches, wird man als Zuschauer gefesselt und betört.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.