Flugverkehr (5): Luft-Schiffahrer des Geistes

Friedrich Nietzsche lässt sein Buch Morgenröte mit der Notiz 575 enden; es ist das letzte Stück des fünften Buchs und heißt Wir Luft-Schiffahrer des Geistes. Aus den Zeilen sprechen Eroberergeist und Mut. Das braucht man nicht nur im Hochgebirge und in der Arktis; mehr davon bräuchten wir weltweit in Universitäten und Ministerien, in Ämtern, Firmen und Vereinen. 

»Wir Luft-Schiffahrer des Geistes! ― Alle diese kühnen Vögel, die ins Weite, Weiteste hinausfliegen – gewiss! irgendwo werden sie nicht mehr weiter können und sich auf einen Mast oder eine kärgliche Klippe niederhocken – und noch dazu so dankbar für diese erbärmliche Unterkunft! Aber wer dürfte daraus schließen, dass es vor ihnen keine ungeheure freie Bahn mehr gebe, dass sie so weit geflogen sind, als man fliegen könne! Alle unsere großen Lehrmeister und Vorläufer sind endlich stehen geblieben, und es ist nicht die edelste und anmutigste Gebärde, mit der die Müdigkeit stehen bleibt: auch mir und dir wird es so ergehen!«

 

»Was geht das aber mich und dich an! Andere Vögel werden weiter fliegen! Diese unsere Einsicht und Gläubigkeit fliegt mit ihnen um die Wette hinaus und hinauf, sie steigt geradewegs über unserm Haupte und über seiner Ohnmacht in die Höhe und sieht von dort aus in die Ferne, sieht die Scharen viel mächtigerer Vögel, als wir sind, voraus, die dahin streben werden, wohin wir strebten, und wo alles noch Meer, Meer, Meer ist!« 

Start am Flughafen Zürich-Kloten

»Und wohin wollen wir denn? Wollen wir denn über das Meer? Wohin reißt uns dieses mächtige Gelüste, das uns mehr gilt als irgendeine Lust? Warum doch gerade in diese Richtung, dorthin, wo bisher alle Sonnen der Menschheit untergegangen sind? Wird man vielleicht uns einstmals nachsagen, dass auch wir, nach Westen steuernd, ein Indien zu erreichen hofften,- dass aber unser Los war, an der Unendlichkeit zu scheitern? Oder, meine Brüder? Oder? ―«

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