Afrika geißelt sich
Die Zeitung der Hilfsorganisation Tukolere Wamu aus dem Nachbarort Heitersheim hat ihre neue Zeitschrift mit Informationen aus Afrika herausgebracht. »Unsere Partner sind genauso wie wir von der globalen Corona Pandemie betroffen«, schreibt die Vorsitzende. Sind wir wirklich betroffen; war es eine globale Pandemie? Afrika haben die vorbeugenden Maßnahmen schwer geschadet, der Hunger ist in vielen Ländern schlimmer als eine mögliche Epidemie. Doch das öffentliche Leben wurde stillgestellt, mit schlimmen Folgen.
Man muss sich einmal die Artikelüberschriften ansehen, die die Suchmaschine für »Corona in Afrika« auswirft: »Erschütternde Prognose: Es wird schimm werden« — »In Afrika droht eine Katastrophe« — »Bangen und Hoffen am Kap«. Journalisten blähten sich auf und warnten und mahnten, was sie am besten können. Sie gaben sich als Prognosten des Untergangs. Die apokalyptischen Szenarien erreichten Afrika, Regierungen reagierten … und gerade Afrika konnte sich Lockdowns überhaupt nicht leisten; die Maßnahmen waren schlimmer als das, was passieren hätte können. Nein, sagen andere, die Katastrophe ist durch die Maßnahmen verhindert worden. Das indessen wissen wir nicht und können es auch nicht behaupten.
Diese Pandemie war eine mediale Lawine, die Angst davor wurde durch die Massenmedien und die sozialen Medien herbeigeführt, Panik wurde gesät. Die neuesten Zahlen nennen für Kenia 164 Tote, Kongo 182, Zentralafrika 48. In vier Monaten starben weltweit 535.000 Menschen. Der Tod gehört zum Leben. In einem 80-Millionen-Staat wie Deutschland sterben auch ohne Pandemie 80.000 Menschen im Monat, macht in einem halben Jahr 480.000 Menschen. Corona war in der Lombardei eine Pandemie und nur dort.
Malawi hatte wenige Fälle. Fast 10 Prozent der Bevölkerung sind ohnehin mit HIV infiziert, es gibt Tuberkulose und Malaria. Der für den 19. April geplante Lockdown fand nicht statt, denn die Menschen gingen auf die Straße. Viele können nicht überleben, wenn sie nicht Gemüse auf dem Markt verkaufen können. Auch in Kenia sind viele vom täglichen Handel abhängig. Ein Karrenfahrer in Kisumu, der Gepäck transportiert, muss am Tag umgerechnet 80 Cent verdienen, um etwas essen zu können. 130.000 Menschen verloren in Kenia nach den Schließungen ihren Arbeitsplatz, vor allem in der Tourismusindustrie. (Oben rechts: leere Hotels in Afrika. Bild G. Braghetti)
Jehu Nyawara schreibt aus Kisumu in Südkenia:
Durch die drohende Armut erhöht sich die Kriminalitätsrate, und die Fälle von häuslicher Gewalt steigen durch die Ausgangssperren und Quarantänemaßnahmen an. Für uns Kenianer ist es fast unmöglich, Abstand zu halten. Nähe gehört zu unserer Kultur. … Im Gesundheitswesen beobachteten wir einen signifikanten Anstieg von Krankheiten wie Malaria, Lungenentzündung, Anämie etc. zum einen, weil Covid-19 sehr viel Beachtung geschenkt wird und zum anderen, weil die Mütter sich nicht mehr in die Gesundheitsstationen trauen aus Angst, dass sich ihre Kinder an Covid-19 infizieren. Auch Schwangere kommen seltener in Kliniken.
Peter Ekutt meldet sich aus dem Kongo:
Wie soll man mit Ausgangsbeschränkungen leben, wenn nicht einmal die Basisversorgung gesichert ist? Ohne Elektrizität im Haus? In der Morgendämmerung muss man Wasser holen am einzigen gemeinsamen Brunnen des Dorfes. … Die Ausgangsbeschränkungen ersticken eine Bevölkerung, die bereits vorher kaum über Mittel zum Überleben verfügte.
Und weiter:
Wir leben ungefähr 12 Kilometer von der ugandischen Grenze entfernt, die geschlossen ist. Da die kongolesische Wirtschaft exportorientiert und damit abhängig von Uganda ist, sind vor allem die Lebensmittelpreise stark gestiegen. Wir müssen uns jetzt nach der 180 km entfernten Provinzhauptstadt Bunia orientieren. Um dorthin zu gelangen, muss man zwei Gebiete durchqueren, die von Rebellen kontrolliert werden, die die Bevölkerung seit drei Jahren masakrieren. … Zusätzlich haben sich zwei neue Banden gebildet, die die Bevölkerung terrorisieren.
Und dann kam der verbale Terror der Massenmedien dazu. Armes Afrika.