Axel Steinhart

Wie oft bin ich dieses Jahr mit dem Rad am Staufener Tango- und Bandoneon-Museum vorbeigekommen! Es liegt ja an meiner Einfahrtschneise. Und ich dachte jedes Mal, dass ich schon lang nicht mehr drin war, ach. Meine Mutter schafft es zu Fuß nicht mehr dorthin, und ich fuhr also ein Jahr lang vorbei. Und nun ist Axel Steinhart gestorben, das haut mich um. Wie liebevoll er uns immer empfangen hat! Die Welt ist ärmer geworden.

axelAxel hatte die Sammlung seines Vaters Konrad mit den 450 Bandoneons in Straufen unterbringen können und zeigte sie Besuchern, dabei höchst engagiert, fiebrig fast, voller Hingabe. Er mochte meine Mutter und mich, setzte uns auf Stühle, zeigte uns Tango-Videos und freute sich einfach. Sein Empfang war stets von einer unglaublichen Wärme, wir waren beglückt davon.

Ich dachte mir oft: Wir müssten Räume schaffen, in denen die Menschen mit Wärme und Liebe empfangen würden. Diese Räume sollten farbig und freundlich aussehen, und die Angestellten sollten wirklich emotional beteiligt sein — etwa in Arztpraxen, Krankenhäusern, Altenheimen. Es reicht nicht der (heute gelesene) Spruch »Service beginnt mit einem Lächeln«. Mehr Zuwendung und Engagement würden diese Welt zu einer besseren machen. Axel Steinhart hatte diese Wärme in sich und konnte sie weitergeben, und nun ist er fort, mit 57 Jahren davongegangen, nach »langer Krankheit«, wie das so heißt. Manchmal sind wir zum Rauchen aus dem Museum hinausgegangen, und wir verstanden uns blind und waren uns nah, obwohl wir wenig voneinander wussten.

Am vergangenen Montag stand ein Nachruf in der Badischen Zeitung, und meine Schwester gab mir den Artikel, in 083dem Axel als leidenschaftlicher Sammler mit profundem Wissen geschildert wird, ohne den es den Verein nicht gegeben hätte. Einen Teil seiner Sammlung hatte er in einer Fabrik in Castelfidardo bei Loreto untergebracht, der Akkordeon-Metropole Italiens, und vor zwei Jahren stand ich vor dem dortigen Museum, das aber geschlossen war. Immerhin stattete ich den Gründer mit Helm und Brille aus, rechts oben zu sehen.

Ein Projekt mit einem israelischen Museum zerschlug sich. Axel lebte wohl alleine, ich weiß nichts von seinem Leben, nur, dass er für eine Zeitarbeitsfirma tätig war. Sicher hatte er wenig Geld, aber viel Liebe zu den Instrumenten und den Menschen. Wir sehen uns ein Video mit Astor Piazzolla an (Geduld, erst bei Minute 2:37 greift der Meister ein, und wir sehen ein Bandoneon live), den Axel und sein Vater in Buenos Aires kennengelernt hatten. Axel, wir vermissen dich!

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