Das Matterhorn

Vor zehn Tagen waren wir übers Wochenende in Zermatt, in einer Ferienwohnung. Bergwandern wollten wir, und ich sollte zum ersten Mal das Matterhorn erblicken, diese markante riesenhafte Felsnadel, deren Spitze auf 4478 Meter (oder 4505) über dem Meeresspiegel liegt. Überall in Zermatt sieht man es abgebildet, das Horn, und manipogo tut das auch, denn der Berg wirkt immer anders, immer neu.

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Derek Walcott, der Dichter aus der Karibik, war mal dort, sah aber wohl nicht viel:

Mist and the spectral peak coming and going,
in the white rain gone completely, so that
at any second now it could start snowing —
the Matterhorn from my window in Zermatt …

Nebel, und die geisterhafte Spitze zeigt sich und verschwindet, es könnte schneien, und der Meister denkt sich, dass sein Handwerk (craft: das Schreiben) Parallelen macht zu jedem Objekt:

Das Wort und der Schatten des Wortes macht das Ding selbst und etwas Anderes zugleich, bis wir Metaphern sind und nicht wir selbst …

Nein, wir betreiben nun nicht Sprachphilosophie, wir haben das Matterhorn vor uns (sein Bild).

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So zeigt sich hier kurz die Spitze des Objekts der Begierde, das einfach da war, schon immer, bis der Mensch ihm einen Namen gab, ihn beschrieb und beobachtete und ihn sich einprägte, bis das Matterhorn irgendwie ein Wesen wurde, das scheinbar lebt, und so wurde der Mensch zum Mitwirkenden an der Schöpfung.

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Die Wolkenschicht reißt kurz auf, der Berg spiegelt sich in einem See. Fern wirkt er und überirdisch, und hinaufsteigen zu wollen (ein menschlicher Gedanke) scheint fast wie Blasphemie. Doch der Mensch will dominieren, und war Petrarcas Ventoux-Besteigung am 26. April 1336 noch wie der symbolische Weg ins Elysium beschrieben, so wurde es 500 Jahre später konkret. Auffi muass i! Doch weit ist der Weg.

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Am Montag, am vorletzten Tag im September, war uns das Wetter hold. So muss das aussehen! Man vergisst es nicht, wie die Winde hinter dem Gipfel flatternde Wolkenbahnen wegtreiben, wobei es wiederum scheint, als lebe dieser Berg. Also noch drei Fotos vom Matterhorn, glanzvoll und ätherisch.

 

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