Der Fluss

Der große italienische Poet Mario Luzi (1914-2005) war Florentiner (aus Florenz gebürtig) und schrieb über Landschaft und Leben und natürlich auch über den Fluss seiner Stadt, den Arno. Auf ein Gedicht über ihn (von ihm, Luzi) fiel mein Auge, und ich fragte mich: Was will er mir sagen, der Fluss? Zehn Kilometer von hier im Westen fließt der Rhein. Habe ich Bilder von Flüssen? Ich denke schon: von Tiber, Rhein, Donau, Po. Mal sehen.  

Der Arno, schreibt Luzi,

tritt in seine diskreten Schatten ein, dreht sich,
verwirbelt sich, hält ein
— so scheint es —
aber fließt,
verfließt sich aus sich;
sein undurchsichtiges und leuchtendes Dahingehen
zu Orten, die ihn erwarten
— komm, lass es dir nicht entgehen —
ihn aber nicht zurückhalten,
sie sehen zu, wie er vorbeizieht
die Dörfer, die Lauben, die Weinberge …

6f78b60b-859c-4ab5-a626-60cbf71154dfDer Fluss ist nicht so fest und starr wie seine Zuschauer; er erneuert sich ständig. Der griechische Philosoph Heraklit sagte »Alles fließt« (Panta rhei) und »Wir steigen in denselben Fluss und doch nicht in denselben, wir sind es und wir sind es nicht.« Und Plato schmiedete daraus den Lehrsatz: »Alles fließt und nichts bleibt, es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln.« Die Quantentheorie, die vor 100 Jahren Gestalt annahm, sprach uns von der Rätselhaftigkeit und Veränderbarkeit der Mikrowelt, die unsere Makrowelt durchwirkt; nicht Sein bestimmt unser Leben, das Haben gleich zwei Mal nicht, sondern die Veränderung, die sich täglich vollzieht, ohne richtig offenbar zu werden. Der Fluss ist dafür die schönste Metapher und wurde gern als Sinnbild des Lebens gesehen … unsere Zellen erneuern sich auch, alle sieben Jahre, und jede Stunde sterben Zellen ab und bilden sich neu. Lesen noch dazu: der Fährmann. (Illustration: mal wieder das Schiff »Panta rhei« auf dem Zürisee, letztes Silvester)

Dazu noch ein Satz von Jorge Manrique (1440-1479):

Nuestras vidas son come los rios
que van a dar en el mar
qu’es el morir …

Unsere Leben sind wie die Flüsse
die kommen und sich ins Meer ergießen
was das Sterben ist …

… aber zunächst eine Neugeburt. Wir ergießen uns ins Neue Jahr 2021, und manipogo wünscht viele legendäre Stunden!

 

Der Rhein trennt sich bei mir in den Altrhein und den Rhein-Kanal: hier der Kanal mit seinen betonierten Ufern

Der Rhein trennt sich bei mir in den Altrhein und den Rhein-Kanal: hier der Kanal mit seinen betonierten Ufern

Der Tiber in Rom, aus der Tskana kommend, ins Tyrrhenische Meer fließend

Der Tiber in Rom, aus der Toskana kommend, ins Tyrrhenische Meer fließend

Nochmal der Rhein (Kanal)

Nochmal der Rhein (Kanal)

Der ruhige, stille Lech, 250 Kilometer lang, geht von Vorarlberg aus und mündet in die Donau

Der ruhige, stille Lech, 250 Kilometer lang, geht von Vorarlberg aus und mündet in die Donau

Insel im Po, bei Mantua. Der Po ist 650 KIlometer lang und verschwindet in der Adria

Insel im Po, bei Mantua. Der Po ist 650 KIlometer lang und verschwindet in der Adria

An der Saone in Frankreich

Pilger am Ganges (G. Braghetti)

DSCN2995

An der Saone in Frankreich

Am Main in Frankfurt

Am Main in Frankfurt

Heidelberg am Neckar

Heidelberg am Neckar

 

 

 

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.