Cycling4Fans (2)

Auch diesen Monat soll das Fahrrad den ihm gebührenden Platz einnehmen. Im November hatte ich auf meine Reiseberichte auf cycling4fans hingewiesen und Links geboten; dieses Mal sollen zehn weitere Artikel aus den vergangenen zehn Jahren erwähnt werden, die die Lektüre lohnen. Im Winetr wird es rasch dunkel; dann wirft man sein Gerät an, holt sich einen Artikel auf den Schirm, legt die Beine auf den Tisch und los geht’s.

002Das Internet ist ein unerschöpfliches Reservoir, aber es ist auch unglaublich zugemüllt. Da entfernt keiner etwas. Man suche nach einem bestimmten Ereignis; man findet 20 Vorberichte, vielleicht drei Berichte von der Veranstaltung selbst, und das war’s. Ein hektischer, immer mehr an der Zukunft orientierter Journalismus hat sich breit gemacht, und alles liest sich gleich; man könnte das von einem Computer schreiben lassen. Vorberichte und Ankündigungen, ich erinnere mich, damit fing es vor 25 Jahren an. Wenn man gute Sachen finden will, braucht man den richtigen Suchbegriff, und das wusste schon Joseph von Eichendorff in seinem Gedicht Wünschelrute (das ist heute die Maus):

Schläft ein Lied in allen Dingen,
die da träumen fort und fort
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

DSCN2046Hier jedoch reicht ein Klick auf eine farblich hervorgehobene Passage. Fangen wir mit meinem Lieblingsbuch in Sachen Fahrrad an. Es kombiniert das Fahrrad-Motiv mit dem Jenseits-Motiv, und so, dass man es erst auf der letzten Seite merkt. Für Cycling4fans habe ich es vorgestellt. Dieses Buch — Der dritte Polizist von Flann O’Brian — muss man gelesen haben.

Irgendwie abgedreht ist der Artikel Zen in der Kunst des Fahrradfahrens, auch schon vor 10 Jahren geschrieben, als ich Magische Momente im Sport fertig hatte, das als E-Book erschien, doch weitgehend ignoriert wurde.

Mein bislang letzter Artikel für Cycling4fans heißt Der Placebo-Effekt im Radsport und ist vom März 2019. Der Placebo-Effekt ist vielleicht mein am wenigsten unerfolgreichstes Buch und könnte irgendwann eine zweite Auflage erleben.

DSCN1102Etwas älter ist der Bericht von der kleinen Fahrradkonferenz Biciclette ritrovate in Mailand (April 2009). Sie fand leider immer Mitte April statt, wenn in Mailand Möbelmesse ist, was ich nicht wusste. Ich fuhr einfach hin, kriegte für 150 Euro in einem Hotel noch eine Abstellkammer in Speichernähe und begab mich in die Via Garibaldi, und das war ein schöner Abend, weil mit Italienern halt alles schön ist.

DSCN1388Zwei Jahre später war der Klausen-Pass, den ich eigentlich jedes Jahr fahren möchte, autofrei. Das klappt jedes Jahr, und der Ablauf ist immer derselbe. Damals war ich groß in Form und zischte nur so hoch, kein Wunder nach ein paar Jahren Training an den harschen Steigungen der Ostschweiz. Ich zählte mit und überholte 221 Fahrerinnen und Fahrer, während 71 wiederum mich überholten. (Heute, zehn Jahre später, überholen mich im Südschwarzwald von den anderen Rennradlern ALLE.) Nach dem Psss und der Abfahrt nach Altdorf machte ich den ganzen Rückweg nach Zürich — über Rothenturm, zum See, an ihm entlang westlich durch die Stadt, und, ich weiß es noch, ich traf in derselben Minute ein, in der meine Mutter und Giovanna das Haus betraten.

Und zum Schluss noch fünf Buchbesprechungen. Eine betraf die Rennbahn Oerlikon, die damals (damals war 2012) 100 Jahre alt wurde. Albine und das Fahrrad von Jacques Faizant ist eine Liebeserklärung an das Rad, und da fällt mir ein manipogo-Beitrag ein: Das Mädchen auf dem blauen Fahrrad, die Besprechung des Buchs La bicyclette bleue. Das Land der zweiten Chance behandelt den Versuch Ruandas, nach dem Völkermord 1994 in ihrem Land eine Rennradtruppe aufzubauen. Das dritte Buch über Achim ist von Uwe Johnson (1934-1983), einem der besten deutschen Nachkriegs-Schriftsteller.

fignon1992Laurent Fignon, der Tour-de-France-Sieger von 1983 und 1984 und legendärer Zweiter 1989, schrieb das Buch Wir waren jung und unbekümmert, und ihn habe ich sehr geschätzt. Es ist ein schöner Text für einen leidenschaftlichen Fahrer, der 2010 gestorben ist, 50 Jahre alt. (Links habe ich ihn selber vor Mulhouse fotografiert, 1992.) Unvergesslich sein Erlebnis, als er 1993 zum Col de Télégraphe hochfuhr und 30 bis 40 Fahrer ihn überholten, ohne überhaupt aufzublicken. Sie waren voll mit EPO, und Fignon stieg vom Rad und beendete seine Karriere.

 

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