Ostafrika und der Lockdown

Um Uganda ging es in einem Beitrag, in dem ich die Hilfsorganisation Tukolere Wamu aus Heitersheim vorstellte. Der Verein ist vornehmlich in Ostafrika tätig und hat kürzlich die 51.  Tukolere Zeitung fürs 1. Halbjahr 2021 (gewöhnen wir uns an die Zahl!) herausgebracht. Da erfahren wir etwas über die Lage in Afrika, was uns die traditionellen Medien nicht bieten. Wie sieht es nach den nach diversen Lockdowns aus?

2020-11-24-0001Eine gute Nachricht vorweg: Im Sommer, genau am 14. August, verbesserte Joshua Cheptegei nach 16 Jahren den Weltrekord über 5000 Meter. Der 24-jährige ugandische Läufer aus Kapchorwa lief die Strecke in Monaci in 12:35,36 und war zwei Sekunden schneller als der Äthipier Bekele im Jahr 2004. Uganda freut sich! Das Land ist übrigens so groß wie die alte Bundesrepublik und hat 47 Millionen Einwohner. Im Osten grenzt Kenia an Uganda, doppelt so groß und mit 52 Millionen Menschen.

Auch über ein Lob der renommierten britischen Ärztezeitschrift The Lancet könnte das Land sich freuen. Uganda sei eines der zehn erfolgreichsten Länder der Welt im Kampf gegen Covid 19. Vor einem Monat zählte Uganda 117 Tote durch das Virus (bei 13568 Fällen). Im Juli erst hatte ich aus der letzten Tukolere Zeitung über die Folgen geschrieben. Ein paar Schlaglichter aus der neuen Ausgabe:

Im März wurde ein radikaler Lockdown verkündet. Fast neimand mehr durfte sein Grundstück verlassen. Für viele Familien fiel das Einkommen schlagartig weg. Sie konnten nicht mehr als Motorradtaxifahrer oder im Kleinhandel arbeiten. Andere verloren die Jobs bzw. die Kunden der Händler hatten kein Geld mehr. … Die Schulen sind seit März geschlossen, so liegt es nahe, dass auch die Kinder beim Anbau und der Ernte von Erdnüssen, Süßkartoffeln, Mais, Maniok, Bohnen etc. helfen. … Inzwischen finden es einige Schüler lukrativer, eigenes Geld zu verdienen, anstatt nach dem Lockdown wieder zur Schule zu gehen. Mädchen werden schwanger oder heiraten und kommen auch nicht mehr unbedingt an die Schule zurück.

In Togo verlassen viele Kranke die Krankenhäuser — aus Angst vor dem Virus. Weniger Menschen gehen zum Arzt. Togo hat alle Kräfte auf den neuen »Gegner« geworfen und vernachlässigt die alten übertragbaren Krankheiten. Begräbnisse und Hochzeiten werden kaum mehr besucht. Diejenigen, die vom Virus genesen sind, sehen sich Anlehnung gegenüber, und manche mussten wegziehen. Die Vorsitzende des Vereins Tukolere Wamu, Gertrud Schweizer-Ehrler, resümiert:

Der Lockdown stürzte in allen unseren Partnerländern viele Menschen in eine große Armut.

Da handelt es sich um Menschen, die ohnehin schon ums Überleben zu kämpfen haben. Wir hier im wohlhabenden Westen bleiben in unseren Häusern und warten gemütlich ab. Bei den Armen Afrikas wird es nach ein paar Tagen ohne Einkommen kritisch. In Afrika wirken sich die polenSchutzmaßnahmen vielleicht schlimmer aus als das, was das Virus anrichten hätte können; doch das wissen wir nicht. Wir wissen aber auch nicht, ob weniger Einschränkungen genausogut geholfen hätten, da sich weltweit die »harte Tour« durchsetzte: Rolladen runter, Straße leer, Polizeipatrouillen.

Eine Entscheidung über Einschränkungen war immer eine Gratwanderung. Wie viel Freiheit wollte man den Menschen zugestehen, ohne sie Gefährdungen auszusetzen? Das Virus, von dem man nicht viel weiß, ist unsichtbar und allgegenwärtig, und es tötet: So wurde es uns vermittelt. Da sind Ängste geschürt worden, die nun hartnäckig unter uns bleiben.

 

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