Von Istanbul nach Moskau per Rad

Von Istanbul nach Moskau sind Rod und Annemarie Driver im Sommer 2014 mit dem Rad gefahren. Tüchtig! Allerdings sind die beiden Australier keine Puristen und Extremsportler wie Armando Basile, also haben sie über gewisse Strecken ihre Räder in Busse oder Züge gepackt. 3000 gefahrene Kilometer sind aber doch zusammengekommen, und von ihrer Reise erzählen sie in dem bei Google »verlegten« Buch Aren’t People Nice?

Rod hatte es mir als Anhang einer Mail Ende Oktober geschickt, was ich erst später begriff. Dann aber las ich das 134 Seiten lange Ding (viele Fotos) in zwei Stunden. 2012 bei unserem Veteranen-Radler-Treff in Belgien hatte ich die beiden kennengelernt und war verwundert, dass sie kleine Räder mit 26-Zoll-Reifen bewegten; mit solchen machten sie auch die 2014-Tour. Manche Teilnehmer an den Treffen der IVCA wollen mit dem Rad anreisen, und so dachten es sich auch Rod und Annemarie: Starten wir doch in Istanbul, nehmen wir am Treffen in Ungarn teil, und dann radeln wir weiter nach Norden und von Riga über St. Petersburg nach Moskau.

Rod und Annemarie Driver im Sommer 2012 in Gent

Rod und Annemarie Driver im Sommer 2012 in Gent

Ein paar Artikel sind von Annemarie, sie ist also Co-Autorin. Leider muss Rod, der dieses Jahr 80 wird, seit einiger Zeit solo radeln, denn Annemarie ist bald nach der Reise nach Moskau gestorben, im Januar 2015. Armandos Frau Gisela war ja auch gestorben, zehn Jahre vorher. Es gibt übrigens Hoffung, dass das von ihm und mir geschriebene Buch dieses Jahr erscheint. Ein Verlag hat sich die Rechte gesichert.

Aren’t People Nice? war ja das häufig von Rod in seinen Reiseerzählungen vorgebrachte Bonmot: immer, wenn ihnen jemand half, und auch auf der erzählten Reise kann er seinen Spruch zum Glück oft anbringen. Denn die Menschen sind generell hilfreich, und das schreiben wir ihnen zugute. Rod und Annemarie sind auch kulturell interessiert, und so führen sie uns zu den Sehenswürdigkeiten der Städte. Wie Armando hatten sie einige Probleme, aus dem Moloch Istanbul herauszukommen. Auch ein Kompass, der die Richtung Westen anzeigt, hilft da nicht.

Vom Istanbul aus unternahmen sie eine neuntägige Bustour ins Landesinnere zu den großen Stätten des Altertums. Troja, Pergamon und Ephesos liegen in der Nähe der Westküste. Von Ephesos sollen erst 10 Prozent ausgegraben sein. In Pergamon ist die Akropolis sehenswert, in Ephesos sind es die Marmorsäulen, und Troja bietet eine Nachbildung des legendären hölzernen Pferdes, in dem die Feinde saßen und wie gewünscht von den Einwohnern, die neugierig waren, in die Stadt transportiert wurden und sie aufmischen konnten. Das erzählt Homer in seiner Ilias, 800 vor Christus niedergeschrieben.

Dann ging es weiter nach Thessaloniki, von dort aus mit dem Bus nach Sofia, in die Hauptstadt Bulgariens. Radfahren geht da gut. Später, in Serbien, tauchte das Problem der Schnellstraßen auf, die Radfahrern verboten sind, und bei den alternativen Straßen muss man hoffen, dass sie einen breiten Seitenstreifen besitzen. Von Dimitrovgrad nach Nis legten sie 103 Kilometer zurück und mussten durch 13 Tunnels, die niemand liebt, weil einen der Lärm der Motorfahrzeuge verrückt macht; und man weiß nie, ob sie von vorn oder von hinten kommen. Die Straßen sind nicht zu gut, aber die Autofahrer freundlich und zurückhaltend.

Von meiner Ungarn-Reise 2008

Von meiner Ungarn-Reise 2008

Ungarn ist flach und hat nicht viel Verkehr. Auch dort darf man die E-Straßen nicht benutzen und muss sich andere Wege suchen. Rod und Annemarie waren schlau und hatten Quariere vorher gebucht; oder sie suchten spontan eins. Dann hat jemand einen Einfall und schickt einen zu einer Pension: Aber bis man die findet! Die Preise für Verpflegung und Unterkunft waren wohl überall moderat, auch wenn manchmal 60 Euro pro Nacht anfielen. Die beiden waren auch in Budapest und genosen ein klassisches Konzert; nichts ließen sie aus.

In Polen hörten sie ein Klezmer-Konzert. Sie waren durch Zakopane gekommen und hatten wohlweislich ein Verkehrsmittel benützt, um den 2442 Meter hohen Pass zu überqueren, der im Weg liegt. Dann Krakau, Warschau, mit dem Bus nach Riga, weiter nach Tallinn in Estland, und bis St. Petersburg. Bis Moskau sind es 650 Kilometer, vornehmlich durch Waldgebiete, aber das schafft der Zug in viereinhalb Stunden. Die beiden großen russischen Städte schildern sie genau, doch wir lassen es gut sein und setzen den Link zu ihrem Buch hierher, falls es sich irgendwie öffnen lässt und ihr des Englischen mächtig seid.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.