Der Schlüssel

Erst vergangenen Oktober hatte ich den bulgarischen Denker (oder sollen wir sagen: Guru?) Omraam Mikhael Aivanhov zitiert. Das war aus seinem Buch Der Schlüssel zur Lösung aller Lebensprobleme, das aus vielen seiner Vorträge besteht, die mitgeschrieben wurden. Nun wüsste man natürlich gern, wie sich sämtliche Lebensprobleme lösen lassen; wo liegt der Schlüssel? Gleich. 

Immer wieder umkreist Aivanhov das Thema, kreist es ein, spitzt es zu, und ja, es klingt gut. Nur wenige hätten sich Gedanken darüber gemacht, sagt er, und er wolle es betonen: Man müsse die Personalität zurückdrängen und sie sich dienstbar machen, um an ihrer Stelle die Individualität regieren zu lassen. Die Personalität ist für Aivanhov das Ego, die Triebnatur, der Wille; die Individualität ist hingegen der göttliche Funke, die Gottnatur, das altruistische Denken. Nicht mein Wille geschehe, Herr, sondern der deine. Was verlangst du von mir?

Man macht so viele Fehler. Für mich persönlich fand ich, dass ich manchmal unüberlegt und rasch etwas tue, dass ich routiniert einem vagen Entschluss folge, der meine innere Stimme nicht zur Kenntnis nimmt. Ich hätte zum rechten Zeitpunkt innehalten müssen. Stop! Was ist hier los? Denk mal einen Moment drüber nach, statt gleich loszurennen. Was ist richtig? Herr, gib mir Weisung! Dann spricht das Gewissen.

Lassen wir Omraam Mikhael Aivanhov zu Wort kommen:

Im Anfang war der Geist, und als der Geist sich in den unteren Bereichen offenbaren wollte, wo der Stoff viel dichter ist und undurchsichtig, schuf er sich drei Körper: erst den Mentalleib, dann den Astralleib und schließlich den physischen Körper (mit seinem Doppel, dem Ätherleib). Aus diesen drei Körpern besteht die Personalität. Die Individualität hingegen ist ein Teil Gottes. Darüber sind sich alle Eingeweihten einig: Die Individualität ist ein Lichtfunke, eine Wesenheit, eine Flamme, eine hohe Vernunft … Sie verfügt über bedeutende Fähigkeiten: kann alles wissen, alles sehen, alles schaffen.  … Jedoch kann sie sich nur durch die von ihr selbst gebildeten Körper kundtun und äußert sich deshalb durch die Personalität nur in dem Maße, wie diese drei dichteren Körper es ihr gestatten. 

Den Gedanken, sich Gott zu unterwerfen (was auch islam heißt) und ihn machen zu lassen, hat auch Marianne Williamson in ihrem Erfolgsbuch A Return to Love ausgesprochen. Es erschien erstmals 1992. Wenn es mir schlecht geht, lese ich darin und fühle mich erhoben und voller neuer Vorsätze.

Wir sehen Unterwerfung (surrender) als Versagen, als etwas, was du tust, wenn du den Krieg verloren hast. Aber spirituelle Unterwerfung ist nicht schwach, auch wenn sie passiv bleibt. … Sie ist ein Gegengewicht zu unserer Aggression. … Der Geist, der getrennt ist von Gott, hat vergessen, mit der Liebe zu rechnen, bevor er über die Welt hereinbricht. Ohne Liebe sind unsere Taten hysterisch. Ohne Liebe besitzen wir keine Weisheit. 
Sich Gott zu unterwerfen bedeutet, sich hinzugeben und nur zu lieben.

Indem wir festhalten, dass die Liebe in jeder Situation triumphieren soll, verwirklichen wir Gottes Macht. Das ist keine Metapher, sondern ein Faktum. Wir benutzen wirklich unseren Geist, um mit Ihm gemeinsam etwas zu erschaffen. Durch eine bewusste Entscheidung — eine Anerkenntnis der Bedeutung der Liebe und unsere Bereitschaft, sie zu erfahren — berufen wir uns auf eine »höhere Macht«. Wir legen unsere gewohnten Routinen beiseite und lassen es zu, dass sie von einer anderen, sanfteren Betrachtungsweise verändert werden. (…)
Wenn wir endlich verstehen, dass Gott Liebe ist, verstehen wir auch, dass Gott folgen bedeutet, dem Diktat der Liebe zu folgen.

 

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