Ungläubiger Thomas: John F.

Wir kennen die Geschichte vom ungläubigen Thomas, der Jesu‘ Besuch verpasst hatte und zweifelte — bis der Meister erneut erschien, irgendwie materialisiert, und Thomas ihn betasten durfte. Erst vor 8 Tagen wurde dieses Stück aus dem Evangelium verlesen, am Weißen Sonntag. Zwei Thomasse treten nun auf, die nach dem Tod naher Angehöriger mehr wissen wollten. Beide wollten sich durch Fakten überzeugen lassen, nur von Fakten. Sind wir heute anders? Beide Männer haben Bücher darüber verfasst.

April 1926, Detroit. Ethel war gestorben, die Frau von John F. Thomas, dem 50 Jahre alten stellvertretenden Schulinspektor der Stadt. Er trauerte. Schon vorher hatte er viele Bücher über das Weiterleben gelesen, aber das genügte ihm nicht. Thomas ging zu dem Medium Minnie Minerva Soule in Boston, die sich auch Mrs Chenoweth nannte. Außerdem suchte er Eileen J. Garrett und Gladys Osborne Leonard auf, die zu den zehn besten Medien aller Zeiten zählen.

Thomas beschloss, die Sache wissenschaftlich anzugehen. Er gab sich Regeln: alle Sitzungen in großer Entfernung von seinem Heim abzuhalten; Medien auszuwählen, die seine Frau nicht gekannt hatten; eine Serie von Sitzungen zu veranstalten, ohne seinen Namen anzugeben; die Serie von parapsychologischen Verbänden organisieren zu lassen; nie dem Medium Informationen zu geben oder nur gelegentlich; zu manchen Sitzungen einen Bekannten als Vertreter zu schicken; alle Sitzungen genau zu protokollieren und sie von einer Universität untersuchen zu lassen.

Bis Mitte 1929 hatte der eifrige Inspektor bereits 214 Sitzungen protokolliert, allein 149 mit Mrs Soule. Bei der Hälfte war er selbst anwesend. Es waren 1500 Seiten, die John F. Thomas in seinem Buch Case Studies Bearing upon Survival (1929, Society for Psychical Research, Boston) zusammenfasste. Die 1500 Seiten wurden später auf 150 Seiten komprimiert. John F. Thomas gab jeder Information in einer Sitzung einen Punkt und hatte 1932 genau 1908 Punkte gesammelt, von denen 1720 untersucht werden konnten. 1587 Informationen wurden bestätigt, was einem Prozentsatz von 83,2 entsprach. Was er von den Medien erfuhr, war also größtenteils korrekt und nur durch Kontakt zur Verstorbenen selbst zu erklären.

Die Sitzungen von 1932 bis 1940 hätten ein drittes Buch bestücken sollen, zu dem es aber nicht kam: John F. Thomas starb am 21. November 1940 um 2.10 morgens an den Folgen eines Autounfalls bei Redford, nach der Kollision seines Fahrzeugs mit einem Lastwagen. Er erlangte sein Bewusstsein nicht mehr. Um 2:10 Uhr blieb auch die Uhr in seinem heimischen Büro stehen. Auf mysteriöse Weise war der Stecker aus der Steckdose gerutscht.

Im Juli 1927 hatte Ethel Mrs Soule verraten, sie sei überrascht gewesen zu entdecken, dass der Tod nicht anders wäre, als würde man von einer Stadt in die andere reisen. Die neuen Eindrücke seien so stark, dass sie sich manchmal nicht mehr gut an ihr Erdenleben erinnern könne. Sie sei sehr aktiv. Und der Tod habe ihr nicht den Sinn für Humor geraubt. Sie sagte ihrem Mann, dem Schulinspektor:

Ich liebe dich, dear, und wenn ich das nicht jedes Mal wiederhole, so nur, weil es mir dann wie eine Schulprüfung vorkommt.

Am 13. Oktober 1939, ein Jahr vor Thomas‘ Tod, lässt seine Frau ihm durch Feda sagen (ein Hindumädchen, Führungsgeist von Mrs Osborne Leonard):

Oh sie möchte, dass er sicher sein kann, sie zu treffen, wenn er hinübergeht … Wir werden uns treffen, sag das, und wir werden zurückgehen zu den besten und glücklichsten alten Zeiten mit all den Informationen, die wir in der Zwischenzeit gesammelt haben.

In der letzten Sitzung am 26. August 1940 wirkt Ethel, die nun schon 14 Jahre tot ist, geradezu enthusiastisch. Sie teilt Feda mit:

Und willst du ihm bitte sagen, dass es ihr gut geht, es geht ihr gut! … Sie fühlt sich jung und so toll. Sie weiß, dass er manchmal Menschen um ihn herum mit ihr vergleicht, und sie lacht, als wolle sie sagen: Sag ihm, dass ich seine Gedanken darüber mitkriege und gib ihm meine ganze Liebe und sag ihm, dass ich immer noch dieselbe bin, ich bin dieselbe!

 

Morgen: John Drayton Thomas

 

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