Die Sphinx

Es gibt nach der neuesten Statistik 14,7 Millionen Katzen und 10,1 Millionen Hunde als Haustiere in Deutschland. Ich kenne im Heim ein paar Katzenfreundinnen, und denen schenke ich dann Kalender mit Katzen. Gerade bin ich auf drei nette Gedichte über Katzen gestoßen, also machen wir das mal!

Selber habe ich keine besondere Beziehung zu Katzen oder Hunden, aber sie mögen mich schon; eher die Katzen. In meinem Roman Tod am Tiber kommen sie sogar ein paar Male vor.

Auf Bänken unter einer Laube mache ich Pause. Die Sonne brennt vom Himmel. Eine Katze mit dichtem grauen Fell schleicht sich her und kuschelt sich an mich. Kein anderes Tier zeigt so schön sein Wohlbefinden an der Sonne: Sie schließt die Augen, ihre Marzipannase bewegt sich, sie dreht sich auf den Rücken und lässt sich streicheln. Ich denke an Ludwik. Den Tag hat er nicht mehr erlebt, der Arme.
(…)
Die hellbraune Katze regt sich. Ich gehe zu ihr und streichle sie. Unser Fahrrad-Presidente sagte mir, die Katze sei das römische Wappentier. Sie passt in ihrer Rätselhaftigkeit und Trägheit gut zu den Römern.

Aus Lyrikline international stieß ich auf ein Katzengedicht von Lars Gustafsson, von dem wie vor einem Monat die Windy-Episode hatten. Das Gedicht heißt auf Deutsch Mit einer Katze im Bett zu schlafen:

Ich weiß nicht, ob ich Katzen mag.
Hunde sind mir lieber.
Hunde lügen nicht so gerne.
Aber schön ist es, mit Katzen im Bett
zu schlafen, irgendwo in der Nähe
SDC10450der Füße, dort, wo die Zehen
vorsichtig in eine nächtliche Welt
Ausschau halten wie Mauerwächter
einer sehr alten Stadt, der Stadt
des Schlafs auf der Hochebene der Dunkelheit –
die Katze also, nicht allzu nah,
doch in einer Art Einverständnis
mit den Zehen, diesen zehn Wächtern
gegen Dunkelheit, Chaos, Nichts
und gegen den Lärm eines fernen Zuges.
Und der Schlaf der Katze ruft in mir
einen tieferen Schlaf hervor,
ihre Art, sich wie ein Fötus einzurollen
um ihren eigenen Mittelpunkt,
gibt mir ein Gefühl der Vertrautheit,
ein Heimatgefühl,
so als wäre diese Welt
ein gänzlich natürlicher
Aufenthalt.

Der lettische Dichter Knuts Skujenieks schrieb über ein kleinere Empfindung. Lettisch ist schwierig, doch man kann sich das Gedicht vom Autor vortragen lassen. Ich muss die englische Übersetzung ins Deutsche übertragen, da bleibt nicht viel übrig, nur der Inhalt.

Klaräugige Katze
aus dem Reich der Kater,
wenn du auf meine Schulter kletterst
SDC10448weiß ich: Ich bin
ein gefragter Mann.

Du kleines Dummerchen,
du entwaffnest sogar einen Stein
und machst weich
den Stein in meiner Brust,
die beiden Steine meines rechten Auges und meins linken Auges
und den meiner Zunge.

Die Zeit wird dich verwandeln
in einen gelangweilten und verkrüppelten Kater
und mich wieder in Stein,
aber nicht vollständig,

weil das Reich der Kater groß ist
und die Geburtenrate die Sterberate übertrifft.

Und Oscar Wilde (1854-1900). Sein Gedicht stammt aus einem Katzenkalender:

Die Sphinx in einer Zimmerecke wacht,
schon länger, als ich denken kann,
die schöne Sphinx, sie schweigt mich an
im Wechselspiel von Tag und Nacht.
Mein träger Liebling, komm heran
und leg den Kopf mir in den Schoß,
damit ich dir den Nacken kos‘
und deinen Samtleib streicheln kann.

Derek Walcott muss einfach sein, erst mal auf Englisch:

Your two cats squat, heraldic sphinxes, with such
desert indifference, such »who the hell are you« calm,
they rise and stride away leisurely from your touch,
waiting for you only. To be cradled in one arm,
belly turned upward to be stroked by a brush
tugging burrs from their fur, eyes slitted
in ecstasy. …

Sie kauern, seine beiden Katzen, wie Sphingen (Mehrzahl von Sphinx) auf einem Wappen, mit wüstenartiger Gleichgültigkeit, mit einer »Was-willst-du-denn-hier«-Ruhe, und dann erheben sie sich und entziehen sich spielerisch deiner Berührung, dabei warten sie nur auf dich. Bauch nach oben, sie lassen sich bürsten, und ihre Augen verengen sich zu Schlitzen in der Ekstase …

Und: Das Katzenhaus Buggingen hier in der Nähe, das seit 2010 in Betrieb ist, hat Probleme und braucht Geld. Viele Katzen werden abgegeben, weil manche Besitzer Angst haben, sie könnten von ihnen mit dem Virus angesteckt werden (Katzen sind ja immer unterwegs, immer draußen), aber das ist nicht wahr.  

 

Weitere Katzen-Beiträge:
Die alkoholisierte Katze
Katzen sehen Gespenster
Die Katze und der Maler
Die mysteriösen Seiten des Homing
Der eifersüchtige tote Kater Dick

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.