Falsche Bewegung? (II) Séancen und Hypnose

Teil II des Psychokinese-Aufsatzes. Schon am vergangenen Weihnachten hatte ich ja in Séancen-Phänomene eingeführt, darum kann die Erörterung hier kürzer ausfallen. Hypnose und Beeinflussung durch die Psyche – darüber sind viele Bücher geschrieben worden, doch das Thema ist in der Öffentlichkeit kaum mehr existent. Diese technisch geprägte, materialistische Zeit behandelt nur, was sie sehen kann, das aber lang und breit. Fakten sind alles. Wir aber wissen mehr.  

Phänomene bei Séancen

Ein Schweizer Steuerberater aus Zürich hat an vielen Séancen des englischen physikalischen Mediums Stewart Alexander teilgenommen und berichtete, wie da Kindertrompeten aus Aluminium im dunklen Raum umherzischen, wie sie dicht über die Köpfe der Anwesenden hinwegfliegen, ohne jemanden zu verletzen; das ist ähnlich wie beim Spuk, niemandem geschieht etwas, und die Bewegungen der Objekte sind rätselhaft und unirdisch.   

Die Effekte bei mediumistischen Séancen hatten immer den Vorteil, dass sie sich in einem Raum vor wenigen Beobachtern vollzogen. Manchmal aber glauben die Zeugen schon am nächsten Tag nicht mehr, dass sie das wirklich erlebt haben. Der Psychologe David Fontana nannte das den „»Morning-After-Skeptizismus«. Die Verwandtschaft von Séancenphänomenen und Spukerscheinungen sind nicht zufällig: Im Mitttelpunkt steht eine medial veranlagte Person.  

William G. Roll erlebte 1946 im Kopenhagener Atelier des dänischen Fotografen Sven Türck mit, wie Objekte schwebten, so dass sie bequem aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert werden konnten, und auch der dänische Schriftsteller Jacob Paludan sah das und war baff. Es gab keine Erklärung. Roll war nun der Ansicht, »dass es in der menschlichen Natur mehr zu erforschen gab, als mir mein Biologielehrer am Holte-Gymnasium beigebracht hatte«. Damit variierte er Hamlets Ausspruch, es gebe »mehr Dinge auf Himmel und Erde, Horatio, als du dir in deiner Philosophie hast träumen lassen«.  

Die Türck-Fotos sehen unglaublich schön aus und wie »getürkt«, was sie aber nicht waren. Viele andere aber waren es. Schon der erste Fotograf, der 1861 mit »Spirit photos« von sich reden machte – William H. Mumler (1832–1884) aus Boston – musste sich wegen Betrugs vor Gericht verantworten. Die vielen Fälle von Trickserei haben leider auch mögliche echte Fotos von Phantomen ins Zwielicht gezerrt.

Aber man sollte nicht immer dem letztgültigen Beweis hinterherjagen; wir dürfen den künstlerischen Aspekt der Psi-Phänomene nicht unterschlagen. Sie sind mit der Poesie – die »erste Sprache des Menschengeschlechts« laut Hamann -, der Malerei, dem Musizieren verwandt, denn es kommen verborgene Dinge auf verschlüsselte Art zum Ausdruck. So gab es beeindruckende Ausstellungen mit Geisterfotos in Mönchengladbach, Bochum und New York, kuratiert von Andreas Fischer vom Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene  in Freiburg. 

Die Phänomene bei mediumistischen Séancen sind vielfältig und unübertroffen – und sogar von zahlreichen Zeugenaussagen belegt. Man möge nur über die Sitzungen des Isländers Indridi Indridason, des Brasilianers Carlos Mirabelli, der Polin Matylda und ihres Landsmanns Franek Kluski lesen. Über eine Sitzung bei Kluski bestätigte der französische Professor und Nobelpreisträger Charles Richet (1850–1935), er habe »bei guten Kontrollbedingungen« miterlebt: »Lichtphänomene, angefangen mit Lichtpunkten bis hin zu ziemlich starken Lichtern verschiedener Formen und Farben; Berührungen durch materialisierte Körperextremitäten; Rascheln, Geräusche von Schritten; Levitationen, die Bewegung von kleinen und großen Objekten und den Apport von Objekten im Séancenraum, die außerhalb der Reichweite des Mediums lagen.«  

Carlos Mirabelli saß eines Morgens um neun Uhr im Jahr 1933 mit Handschellen und gefesselten Füßen da, und Blüten segelten in den Raum, eine acht Kilo schwere religiöse Statue schwebte hinaus, während das Medium auf Arabisch zu einem Sitzungsteilnehmer in der Stimme von dessen Mutter sprach. Bei den Séancen gab es die stärksten und krassesten Beispiele für Psychokinese. Nur schade, dass die Wissenschaft nichts damit zu tun haben wollte. Wieviel wäre dabei zu lernen gewesen!  

Um psychokinetische Effekte handelt es sich auch bei Synchronizitäten im Zusammenhang mit einem Todesfall. Eine Uhr bleibt stehen (Louisa Rhine hatte 37 Fälle in ihren Akten) oder ein Teller zerschellt. Alexandre Dumas der Ältere besuchte seinen Freund Villenave und bewunderte das Bild einer schönen Frau, einer Bekannte Villenaves. Bei einem zweiten Besuch war Villenave in Aufruhr: Das Bild war zwei Tage zuvor zu Boden gefallen; Haken und Kordel waren intakt geblieben. Dumas musste seinem Freund einen Brief übergeben, der den Tod der Bekannten meldete: exakt zur Minute, als das Bild abgestürzt war. Wir können nur Dumas’ entgeisterte Frage unterstreichen: »Was sind das für mysteriöse Verbindungen, die die Toten an die Lebenden ketten?«   

Hypnose und Stigmata

Doch wozu der irdische Mensch in der Lage ist, erscheint verblüffend genug. Der englische Arzt J. Arthur Hadfield hypnotisierte in den 1930-er Jahren einige Versuchspersonen und fügte ihnen Brandwunden zu. Hinterher empfanden diese keinen Schmerz, und die Blasen heilten schnell ab. Der Kleriker Alfred Lechler hatte 1932 eine Bedienstete, Elisabeth K., die von hysterischen Anfällen geplagt war. Er gab ihr, nachdem er sie um Einwilligung gebeten hatte, die Suggestion, an ihren Händen und Füßen würden sich die Wundmale des Herrn entwickeln – und so geschah es. Es gibt ja seit Jahrhunderten Stigmatisierte – meist waren es Frauen, doch auch der Heilige Pater Pio trug die Stigmen -, was beweist, welche Wirkung der Geist auf den eigenen Körper hat.  

Die russischen Wissenschaftler Bechterew, Platonow und Wassiliew ließen von 1921 bis 1938 sehr gut hypnotisierbare Versuchspersonen von »Agenten« beeinflussen, auch wenn jene bis zu 1700 Kilometern entfernt oder im Faradayschen Käfig abgeschirmt waren. Die Versuchspersonen konnten in den Schlaf versetzt oder aufgeweckt werden, zu Bewegungen verführt werden; sie veränderten ihre Atmung oder ihre Hautleitfähigkeit. Die französischen Professoren Pierre Janet und Charles Richet schafften es auch, hypnotisierbaren Personen zu »befehlen«, zu ihnen zu kommen.   

Auch Tiere hat man zu beeinflussen versucht. Da sollte ein Medium die Schwimmrichtung eines elektrisch geladenen Fischs im Bassin verändern oder die Laufrichtung eines Hamsters in seinem Rad. Oder die Hämolyse von Blutzellen (auch den eigenen, vorher entnommen) und die elektrische Hautleitfähigkeit wurden herangezogen, um einen Effekt nachzuweisen. Die Stärken reichten in vielen Versuchen von 52 bis 59 Prozent (50 Prozent wäre das Zufallsergebnis). Der amerikanische Forscher William Braud nannte das Bio-PK, und Kollegen sprachen von DMILS, Direct Mental Interaction with living Systems (direkte geistige Wechselwirkung mit lebenden Systemen).

Teil III folgt

 

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.