Monatsgehalt: eine Million

Der italienische Komödiant Maurizio Crozza imitierte am 23. April (gleich zu Beginn seiner Sendung Fratelli di Crozza) den portugiesischen Fußballtrainer José Mourinho. »Gente av-vida« ließ er ihn brummen: gierige Leute. Geizige Leute, die von Tottenham Hotspurs. Nur 17 Millionen hätte er heimgebracht, bei seiner Leidenschaft habe er auf 40 gehofft. Mourinho wurde am 4. Mai zum Trainer der AS Roma gekürt.

Die Roma! Unvergesslich die turbulenten Feiern zum Gewinn der italienischen Meisterschaft (der scudetto) 2001. Seither aber kam nicht mehr viel. Zwölf Mal wurden die Römer Vizemeister, doch zum Titel reichte es nur 1942, 1983 und 2001. Das kann den Hauptstädtern nicht genügen. Sie DSCN2485versuchten vieles; in einer Saison hatten sie mal 4 Trainer, und Rudi Völler war einer von ihnen. Rudi García kam 2013 und hatte auch nicht mehr Glück. Juventus Turin jedoch hat 36 Mal den scudetto gewonnen und besiegte vergangenes Wochenende mit 3:2 Inter Mailand, die auch bereits 19 Mal Meister waren. AS Rom freute sich immerhin darüber, Lokalrivalen Lazio Rom mit 2:0 geschlagen zu haben. (Bild: Treppe Nähe Forum Romanum)

Nun Mourinho. Er soll ein Monatsgehalt von einer Million bekommen. Vergangenes Jahr legte der Amerikaner Dan Friedkin 591 Millionen Euro hin und erwarb 86 Prozent der Anteile am Verein. Wer ao viel übrig hat, zahlt auch hohe Gehälter aus der Portokasse. Das Privatvermögen des Käufers soll sich auf 4 Milliarden Dollar belaufen. Das sind 4000 Millionen. Was macht man mit so einer Summe? Kann man da noch ruhig schlafen? Schon 4 Millionen sind mehr, als man ausgeben kann. Da gibt es aber noch Bezos, der hat 100 Milliarden.

Mourinho war zuletzt 17 Monate lang Trainer der Tottenham Hotspurs. In den vergangenen vier Jahren wird er 50 Millionen einkassiert haben. In 30 Jahren trainierte er 15 Klubs. Maurizio Crozza, der Mourinho spielte, ließ ihn sagen: »Für mich ist Fußball die Leidenschaft, mich entlassen zu lassen.« Das Ideale wäre: unterschreiben — und gleich gefeuert werden. Scheck von 10 Millionen mitnehmen.

Mourinho gewann mit seine Mannschaften aber auch 27 Titel. Sicher ist er schon mehrere hundert Millionen Euro schwer. Auch einige Spieler von IMG_6215Bayern München dürften sich 50 bis 100 Millionen zusammengekickt haben. Da schwindelt es einem. Was macht ein einzelner Mensch mit 70 Millionen Euro auf der hohen Kante? Die Rolling Stones haben vermutlich auch jeder mehrere 100 Millionen. Paul McCartney ist Milliardär. Was passiert mit dem Geld? Tut es nichts für irgend jemanden, der arm ist? Wo liegt es herum? Und wenn es rumliegt: warum? Wieso?

Aber gut, gestohlen haben sie alle es nicht. Das Geld ist da. Es wurde lockergemacht: von den Fans, indem sie fürs Fernsehen zahlen, Trikots kaufen oder ins Stadion laufen (früher). Und von der Wirtschaft. Die will ihre Produkte ins Bild rücken und zahlt dafür. Weshalb wohl bindet sich ein Spieler, bevor er den Freistoß schießt, nochmal die Schnürsenkel? Damit der Name der Schuhfirma groß im Bild ist.

Und diese blödsinnige Heldenverehrung, das dumme Gesülze im Umkreis der Champions. DSCN4026»Glücklich und geehrt« fühlen sich die Römer über Mourinho. Und so ein Trainer muss dann auch sagen, was von ihm erwartet wird: »Fühle mich geehrt, bin glücklich.« Er wird sich in der Ewigen Stadt zum Diktator aufschwingen und neue Spieler verlangen, und er wird alles kriegen. Dann muss es aber auch krachen. Und wenn nicht, wird er eben entlassen und streicht wieder 10 Millionen Abfindung ein. Ein schönes Leben hat man, wenn man zur Superleague der Fußballtrainer gehört. Und das alles — der Fußballbetrieb und das Medienkarussell — dreht sich schwungvoll und gut geschmiert um eine leere Mitte und ist gleichzeitig so sinnlos.

 

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.