Radfahren in Mumbai

Ein Fahrradbeitrag im Juni muss her, da manipogo den Monat Juni geradezu bodenständig angefangen hat: auf 1699 Metern Höhe, in Zermatt. Man kann sich das Gegenteil des Schweizer Dorfes nicht vorstellen; wenn man kurz nachdenkt, wäre es Mumbai, 1 Meter über dem Meer gelegen, 15 Millionen Einwohner, mit dem Umkreis 28 Millionen. Mein Blick fiel auf einen tollen Artikel übers Radfahren in Mumbai …  

2020_Firoza_-Suresh_Cycling_Mayor_Mumbai_c_NatalieMayroth-9521IMG_9521-800x533Natalie Mayroth hat für Deine Korrespondentin am 5. Mai über Firoza Suresh geschrieben, die ehrenamtliche Fahrrad-Bürgermeisterin des indischen Molochs, wie man so im Journalismus schreibt. Fängt gut an, der Artikel, Sonntagmorgen in Mumbai um 7 Uhr, nur Radfahrer unterwegs … Das war in Rom damals (und wohl auch heute) die schönste Stunde, Romano und ich radelten auf der erhöhten Tramtrasse oben am Kolosseum vorbei, als die Sonne aufging, und bald waren wir an der Stazione Termini, um mit dem Zug hinauszufahren in die Berge.

Erst 2019 ist Firoza Suresh ernannt worden, und das kostete die Stadt nichts, weil sie auch über kein finanzielles Budget verfügen kann. 50.000 Räder nur soll es in der Stadt geben, und mit den meisten werden Nahrungsmittel ausgeliefert. Mumbai wurde übrigens 2017 und 2018 zur Welthauptstadt des Verkehrsstaus ausgerufen, denn die kaum zu zählenden Autos, Rikschas und Motorräder stehen zu den Stoßzeiten blockiert.

Armando Basile notierte über Mumbai nur lakonisch:

Wieder große Stadt, da brauchst du einen ganzen Tag, bis du rauskommst, Verkehr, Autos, Lastwagen, Familien laufen zu Fuß, und Familien leben am Straßenrand, am Bordstein, da haben sie ein großes Zelt und dort schlafen sie und machen alles. Die Polizei sagt gar nichts. Eine Stadt hört immer mit obdachlosen Familien auf …

Frau Suresh hat der Bürgermeisterin Kishori Pednekar bereits 600 Fahrrad-Abstellplätze vorgeschlagen. Es gibt nur einen Radweg, und der ist von Rikschas zugeparkt. Will man einen Radweg in Mumbai bauen, muss der ein Geländer haben, sonst kommst du nicht durch.Ein 36 Kilometer langer Radweg war geplant, wurd wegen der Pandemie aber nicht gebaut.

Ein Team hat die Aktion Cycle Chala City Bacha ausgerufen, etwa: Fahre Rad und rette die Stadt! Und es gibt für jeden der 24 Stadtbezirke einen Fahrradbeauftragten. Das wird echte Basisarbeit sein, missionarische Arbeit. Eine Beauftragte kann immerhin auf die Mithilfe von 140 Radlern zählen, die sich treffen und Aktionen veranstalten. Erst allmählich entdeckt man in Mumbai das Rad als Freizeitgefährt, um Sport zu treiben. Für Frauen ist das Fahrrad eine Möglichkeit, sich fortbewegen zu können. Firoza Suresh sammelt auch Räder für Kinder und arme Frauen.

Die Autorin Natalie Mayroth lebt als Südasien-Korrespondentin in Mumbai und schreibt unter anderem auch für die taz. Deine Korrespondentin ist ein journalistisches Projekt von Frauen für Frauen und freut sich immer über Spenden. Das Foto ist ihrem Artikel entnommen, ich hoffe, das geht in Ordnung.

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