Die Radierungen von Jacques Callot

Wir müssen also die Werke von Hans Ulrich Franck relativieren: Da gab es noch einen (von vielen), der von den Gräueln des Krieges entsetzt war und ihnen zur Darstellung verhalf. Damals werden diese Werke wie die Bilder der Tagesschau heute gewesen sein — und sie waren begehrt, da mit einer neuen Technik verfertigt. Der Zeitgenosse von Franck hieß Jacques Callot, wurde 1592 in Nancy geboren und starb 1635, 43 Jahre alt.

Callot verbrachte als junger Mann viele Jahre in Florenz und erarbeitete sich eine neue Technik. Seine Serien über die kleinen und großen Übel (misères) des Krieges waren es, die Goya anregten, schreibt Wikipedia, das ergänzt:

Callot zeigte hier nicht nur die schlichte Bevölkerung als Opfer, sondern auch die Täter: die Soldaten, die später eingesperrt oder gelyncht wurden oder als verkrüppelte Bettler endeten … Soldaten wie Zivilbevölkerung, die, als Parasiten angesehen, nur noch durch »unredliche Manier« wie Plündern, Stehlen und zuweilen auch forciertes Betteln überleben konnten.

Ich habe jeweils die ganze Buchseite gescannt, und freilich sieht man auf den einzelnen Werken da keine Einzelheiten mehr. Doch den Hund, der gemütlich dahinspaziert, wo weiter rechts ein Mensch stirbt, den sieht man.

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Es gibt ein kleines Portrait des Malers, und dann habe ich noch eine weitere Seite verwendet mit damaligen »Kriegsherren«. Ich stelle sie mir wie die OIP.TTjcSxIcvwREvaroHHaQOAHaJkAnführer von Söldnerheeren im Kongo, in Somalia und Uganda vor, die dort in den vergangenen 20 Jahren ihr Unwesen trieben. So mag es damals in Deutschland zugegangen sein. Ob nun Kriegsherren oder Kurfürsten — es machte wohl keinen Unterschied. Die vier unten Abgebildeten sehen sich ähnlich wie Klone. (Und der Radierer Caillot ähnelt ihnen.) Auch die anderen Männer, die im Band abgebildet sind, ähneln sich.

So sah damals der Mann aus. Der Spitzbart steht wohl für Raffinesse und Durchtriebenheit, der Blick ist kühl und gnadenlos, aber das ist natürlich eine Einschätzung. Dieser Fund der Kleinherrscher, die sich ähnlich sehen, hätte Roland Barthes gefallen, der Das Reich der Zeichen schrieb und ein großer Semiotiker war (die Semiotik: was Bilder und Darstellungsweisen über die Gedankenwelt dahinter sagen).

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