Flugverkehr (125): Geläutert durchquer ich

Das Ägyptische Totenbuch kann man immer mal wieder durchschauen. Es gehört zu den ältesten schriftlichen Werken der Menschheit; die ersten magischen Inschriften entstanden 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, und zur Zeit Homers lag die Sammlung komplett vor, die zunächst nur in Hieroglyphen geschrieben war, von denen es zu Beginn 700 verschiedene gab. Das Fliegen erscheint im Totenbuch oft.

OIP.5R4v1FJb2h2BW6q5OF5-oQHaGoWie kamen sie darauf, die alten Ägypter? Vermutlich hatten die Priester Flugträume oder machten außerkörperliche Erfahrungen, die sie mit dem Tod zusammenbrachten, und in unserer Zeit, Tausende Jahre später, erkennen wir, dass sie recht hatten. Ich gebe zu: Es handelt sich nicht um ein Faktum, aber es liegen die Berichte Hunderttausender vor, die über ihrem Körper schwebten, durcvh einen Tunnel, und blitzartig in ihren Körper zurückzischten.

Der Künstler José Hernandez, der Atheist war, lag im Krankenhaus, und in der tödlichen Krise zog es ihn in eine Zimmerecke hoch oben, und dann hatte er Begleitung, fliel durch ein Loch, fiel durch Schwärze, und als er aufkam, öffnete sich eine schöne Landschaft vor ihm, und er begann zu fliegen, schwebte üer schneebedeckten Bergen und landete an der Küste, um sich mit seinem verstorbenen Vater zu versöhnen.

Die Seele im Ägyptischen Totenbuch ist entzückt und in Ekstase, sie fühlt sich den Göttern gleich (Hernandez hob das Gefühl des Einsseins hervor und das Gefühl der Liebe, das man nicht beschreiben könne), weiß aber, dass sie noch Rechenschaft wird ablegen müssen. Die Seele fliegt viel:

Sieh, gleich einem Weltenei in seinem Strahlenring
Steig ich zum Himmel empor des verborgenen Weltalls ... (Kapitel XXII)

thSeht, wie ich schwebe, den Vögeln des Himmels gleich!
Jetzt steig ich nieder zur Stirne Ra’s
Und segle im Frieden auf dem himmlischen Meere
Siotzend im Sonnenboot ... (LXVI)

Indessen überflieg ich, Herr von Busiris,
Sein Gebiet. Durch ihre Haare atme ich des Ostens Winde ein;
An ihren Locken fass ich des Nordens Winde;
An ihren Augenbraun halt ich fest des Südens Winde;
Ich durcheil den Himmel; mir gehorchen Himmelsstriche.
Geweihten Geistern bringe ich den belebenden Atem,
Auf dass, einem Opfer gleich, sie ihn verzehren. (LXX)

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Kapitel LXXVII
Des Verstorbenen Metamorphose in einen goldenen Falken

Gleich einem goldenen Falken, der sein Ei verlässt,
Richt ich zum Himmel meinen Flug.
Ich schweb im Himmel, einem großen Falken gleich;
Sein Rücken ist vier Ellen breit,
Und seine Flügel leuchten wie Smaragde Südens
Von meinem Sarge im Sektet-Boot nehm ich den Flug
Und zu des Westens Bergen trage ich mein Herz.
Dann, schwebend, steig ich wieder auf zum Mandschit-Boot.
Der Götter Ordnungen zeigen sich mir dann,
Sich tief verneigend begrüßen sie mich fröhlich.  

Dann, einem großen goldenen Falken gleich,
Mit Phoenix-Kopf, richt ich zum Himmel meinen Flug
Ra lauschet wahrlich meinen Worten.
Uralte Götter ihr, Nut’s Erstgeborene!
Seht, ich habe Platz genommen unter euch.
Fest bin ich, krafterfüllt!
Vor meinen Augen dehnen sich die Sel’gen Felder;
Mich werden sie ernähren.
Ich lebe meinem Willen folgend als geheiligt Geist,
Inmitten jener Felder Reichtums.

2021-07-17-0001

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