Brot und Bier

Hier folgt noch ein kleiner Nachschlag zum Ägyptischen Totenbuch. Die Ägypter tranken gern Bier: Den Bayern freut’s. In Oberägypten wurde eine Brauerei aus dem Jahr 3000 vor Christus ausgegraben, und in Mesopotamien gab es 20 Biersorten. Eine Bemerkung im Totenbuch brachte mich zum Nachdenken.

muttibierIn Kapitel LII steht:

Meine Nahrung? Brot ist’s aus weißem Getreide bereitet,
Getränk? Bier ist’s aus rotem Getreide gebrannt.

Dazu Fußnote 75 von Übersetzer Gregoire Kolpaktchy:

Die Ägypter kannten die Weihehandlung des heiligen Abendmahls in seiner zwiefachen Form , symbolisch in den Farben des Mondes und der Sonne (weiß und rot) ausgedrückt.

Rot steht auch für Unterägypten — der nördliche Teil des Landes —, Weiß für Oberägypten im Süden. Die »Vereinigung zweier Länder« (Unter- und Oberägypten) habe eine große Rolle in der ägyptischen Theologie gespielt, heißt es in einer weiteren Fußnote. Zu der Weihehandlung in Ägypten ist auf die Schnelle nichts zu finden; doch spielte die Nahrung im Glauben immer eine Rolle, gemeinsam essen bindet zusammen, und es müssen nicht die Christen gewesen sein, die das für sich als erste entdeckt haben. Statt Brot und Wein eben Brot und Bier, aus rotem Getreide gebrannt. »Auch die Arbeiter für den Pyramidenbau erhielten täglich zwei Krüge Bier, dazu drei bis vier Brote. Die Hieroglyphe für Nahrung war lange Zeit ein Zeichen für Brot und Bier«, verrät uns Wikipedia.

In Bayern trank man früher immer dunkles Bier; das »Helle« ist eine neuere Erfindung. Auf dem Bauernhof aß der Bauer mit seinem Gesinde aus einer Schüssel, auch das eine rituelle Form von Schaffung einer Gemeinschaft. In ägyptischen Tempeln mag man Pilger, wenn es so etwas gab, mit Brot und Bier gespeist haben, und noch besser, wenn eine religiöse Symbolik dahintersteckt: das weiße Brot für Sonnengott Ra, das dunkle Bier für Mondgott Khons. (Illustration: meine Mutti)

 

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