Feuer für die Seelen

Beginnend am heutigen 13. August und bis zum 16. wird in vielen japanischen Gemeinden der Seelen der Toten gedacht. Zwar sind meine Quellen dafür 50 Jahre alt, doch alte Traditionen halten sich, und nichts spricht dafür, dass sich daran etwas geändert haben könnte. Es werden Feuer für die Toten angezündet, da Feuer bei der Reinigung hilft. Hören wir zwei Schilderungen darüber.

Der kanadische Architektur-Professor Fred Thompson hat 1969 die Feiern in zwei kleinen Gemeinden untersucht. Er hielt sich in Shiraiwa auf in der Präfektur Akita, einem Ort mit 2000 Bewohnern. Obon heiße das Buddhistische Toten-Festival.

nhudang-192925092921-Gozan-no-OkuribiEine Prozession, die westlich des Ortszentums beginnt, nähert sich Shiraiwa und kommt an zwei großen Zederbäumen vorbei. Die Musiker tragen ein Instrument, das sasara heißt, wie das ganze Fest. Wenn die Dorfbewohner die Musik hören, entfachen sie vor ihren Häusern ein Feuer. Feuer ist das Symbol der Reinigung in Shinto-Ritualen. Die Prozession bewegt sich zum Unganji, dem Buddhistischen Tempel am Südende des Ortes, wo eine Tanzveranstaltung abgehalten wird. An den nächsten Tagen wird in jedem Haus Shiraiwas der Löwentanz, shishi odori, ausgeübt. Die Haushalte verlagern die Buddhistischen und die Shinto-Altäre zur Südseite ihrer Häuser, wo der Tanz draußen stattfindet, um die Kami zu unterhalten (die Naturgottheiten und Ahnen). 

In seiner Erzählung Kyoto widmet sich Kawabata Yasunari auch dem Totenfest.

OIP.tFzn6f3xOr8AOMeVsa1z4wEsDGDas Daimonji-Fest am 16. August ist das heilige Bon-Feuer für die abgeschiedenen Seelen. Dass man auf den umliegenden Bergen Feuer entzündet, soll auf die Sitte zurückgehen, nachts brennende Fackeln emporzuwerfen, um die durch die Luft in das Totenreich zurückkehrenden Seelen zu verabschieden. Das Feuer auf dem Nyoi-Gipfel des Higashiyama bildet das Schriftzeichen für das Wort ›groß‹ nach udn wird deshalb ›Schriftzeichen groß‹ genannt. OIP.ypKMwrgWTnlpuqlnD-FQAgHaE8Doch werden die heiligen Feuer auf fünf Bergen entfacht: das ›linke Daimonji‹ auf dem Großnordberg Okitayama, nahe dem Goldenen Pavillon; das ›Myoho-Feuer‹ auf dem Berge Matsugasaki; das ›schiffsfürmige Feuer‹ auf der Myoken-Höhe in West-Kamo und das ›schreintorförmige Feuer‹ auf dem Berg im oberen Saga. Und diese fünf seelenbegleitenden Feuer werden nacheinander entzündet. Etwa vierzig Minuten lang bleiben sogar die Neon- und anderen Reklamelichter in der Stadt gelöscht.

Bei der Färbung der Berge, auf denen die Feuer lohten, und beim Anblick des nächtlichen Himmels hatte Chiëko immer die Stimmung des Herbstbeginns empfunden.     

Illustrationen: aus dem Internet. Oben rechts das Fest in Kyoto; unten Bilder von den Feuern auf den Bergen. 

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