Liebe und Sauerstoff

In einer Nacht im Januar hörte ich im Traum den Song Love Is Like Oxygen und wiederholte den Text, den ich auswendig kannte. Das war wohl in mir abgespeichert und wurde hervorgeholt, weil es zu meinen Gedanken passte. Oder sollte mir etwas gesagt werden?

Den Song veröffentlichte die englische Band Sweet im Januar 1978. Von den vier Gründungsmitgliedern lebt nur noch Gitarrist Andy Scott; so ist das. Brian Connolly wurde 53, Mick Tucker 55, Steve Priest 72 Jahre alt. Zum letzten Mal traten sie gemeinsam 1981 in Glasgow auf. Hier eine Live-Aufnahme in der Originalbesetzung (März 1978, TV-Sendung »Disco«, moderiert von Ilja Richter), die 25 Millionen Abrufe hatte.

Und nun der Text in meiner Übersetzung:

Liebe ist wie Sauerstoff,
Kriegst du zuviel, kommst ins High,
Hast du zuwenig, gehst du ins Off,
Liebe macht dich high.

Die Zeit ist mit mir,
Sie regelt mein All,
Doch sagt man mir,
Stolz kommt vor dem Fall.

Man erzählt sich in der Stadt,
Dass du mich nun endlich hast satt,
Den City Blues krieg ich nicht weg,
Wo ich hingeh, bin ich der letzte Dreck.

Refrain (zwei Mal)

Zeit kann nicht heilen,
Wenn du bist nicht bei mir.
Einsames Verweilen,
ich bin ein trauriges Tier.

Über manche Dinge schweigt man sich besser aus,
Ich bleibe im Bett und bleibe zu Haus,
Nur manchmal geh ich fort, zur Nacht,
Versteck mich vor der Lichterpracht.

Und nochmal zwei Mal der Refrain.

Ein bißchen banal, aber so sind die Texte der Rocksongs. Die Musiker waren damals um die 30 Jahre alt, und uns hat das angesprochen.

Liebe ist ein anderes Ding als Sauerstoff, und messen kann man sie nicht. Im Altenheim misst man, wenn eine Bewohnerin apathisch wirkt, deren Sauerstoffgehalt im Blut. 92 Prozent, eigentlich alles in Ordnung. Vielleicht fehlt aber Liebe?

Seelische Faktoren treten heute immer mehr in den Hintergrund, auch wenn Schwab und Malleret in ihrem Covid-Buch vermerken, dass seit Jahren »eine Epidemie der psychischen Gesundheit weite Teile der Welt erfasst« hat. Die Weltgesundheitsorganisation vermutet, dass bis 2030 depressive Störungen mehr Menschen betreffen werden als Herzkrankheiten, bislang die häufigste Krankheitsursache. 2017 litten laut Schwab/Malleret 26 Prozent der amerikanischen Erwachsenen an Depressionen, und in jenem Jahr waren Stress, Depressionen und Angstzustände verantwortlich für 57 Prozent der krankheitsbedingten Ausfalltage in Großbritannien.

Dabei sind manche Probleme durch ein längeres Gespräch zu lösen oder zumindest einer Lösung näherzubringen. Das wird uns in den nächsten Tagen beschäftigen, wenn manipogo das Buch Medizin ohne Moral von Erich Freisleben bespricht.

 

 

 

 

 

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