Feralia

Im antiken Rom wurden die Toten im Februar geehrt. Verehrt wurden die Manen oder Laren, die Totengeister, und irgendwo las ich, es sei am 17. Fenruar gewesen, woanders, am 19., doch korrekt scheint der Zeitraum zwischen dem 13. und 21. Februar zu sein. Es entspricht wohl unserem heutigen Allerseelen (2. November) und dem Dia de los Muertos der Mexikaner (31. Oktober). Abschluss war die Feralia.

DSCN0502Das acht Tage dauernde Familienfest hieß Parentalia. Die »parentes« sind die Verwandten. Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) schildert in seinen Fasti gewisse Riten, die sehr heidnisch anmuten: Eine alte Frau kam, umringt von jungen Mädchen, über die Schwelle, legte drei Körner Weihrauch darunter und schob sich sieben schwarze Bohnen in den Mund. Dann wurde gekocht: einen Fischkopf, besprenkelt mit Wein. Es wird wohl noch mehr Riten gegeben haben, für eine ganze Woche muss man sich etwas einfallen lassen.

Die Römer glaubten, dass die Manen (oder Laren) ihre Ahnen waren, die sie beschützen sollten. Auf römischen Gräbern liest man oft die Inschrift D.M.: Di Manes oder Dis Manibus. Manes gebrauchte man für die Totengeister der einzelnen Toten, für den Leichnam und schließlich für das Jenseits und die Strafen dort.

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Luisa Francia erwähnt die Göttin Mania als Mutter der Geister, als Geistergöttin, die, in einem Stein verkörpert, mehrmals im Jahr durch Rom getragen wurde. Wer meint, verrückt zu werden, müsse sich Mania stellen; vermutlich kommt von ihr die Manie.

Auch in Indien werden die Manen mit dem Tod und der Unterwelt in sizilikatakombVerbindung gebracht, jedoch auch mit der Fruchtbarkeit und der Kontinuität menschlichen Lebens, und in China dachte man sich das Universum aus drei Kreisen bestehend: dem der Menschen, dem der Manen und dem der himmlischen Wesen. Derartige Gedanken wie überhaupt religiöse Grundthemen herrschten zunächst in Babylon/Ägypten und Indien, und von dort kamen sie nach China und Japan.  Griechenland und Rom standen am Ende einer langen Überlieferungskette.

Die Penaten (uns noch bekannt als Creme für Kinder) waren zuständig für die Vorräte, die Genien waren persönliche Schutzgeister. Wenn eine Familie umzog, nahm sie ihren Altar mit den Lares familiares, den Laren der Familie, und die Kultgegenstände der Penaten mit.

Die Blütezeit des alten Rom reichte vielleicht vom Jahr 500 vor Christus bis ins Jahr 300 danach. Das Christentum hatte noch nicht viel zu melden, und an ein Überleben des Todes scheint man nicht geglaubt zu haben, sonst hätte Horaz (65-8 v. Chr.) nicht so pessimistische Zeilen geschrieben wie

Alle werden zum selben Ort wir gezwungen, für
alle wird geschüttelt die Urne, um früher oder später
herauszuspringen, das Los, uns in ewige
Verbannung zu senden auf jener Barke.

Oder (Ode IV/7):

DSCN0093… sobald wir hinabgesunken,
wohin schon Vater Aeneas gegangen, wohin der reiche Tullus und Aneus,
Stab und Schatten sind wir dann nur.
(…)
Biat du erst einmal gestorben und hat über dich noch so glänzend
Minos sein Urteil gefällt,
nicht wird, Torquatus, dein Adel, nicht deine Redegewalt, nicht dich
wiedererwecken Frömmigkeit.

Aus der Unterwelt Finsternissen ja weder Diana
den keuschen Hippolytus befreit,
noch vermag jenseits des Letheflusses Theseus zu brechen
seinem teuren Peirithoos die Ketten.

Am 21. Februar endete die Parentalia mit einem abschließenden Fest, der Feralia. Hierzu sagt uns Ovid (wiederum in den fasti, in denen er den Festkalender der Römer erläutert, eine unschätzbare Quelle), dass fero auf Lateinisch tragen bedeutet. Die Römer begaben sich also zu den Gräbern und brachten den Verstorbenen Opfer dar: Auf eine Tonvase legten sie Blumengirlanden, Getreidekörner, Salz, Brot, Wein und Veilchen. Ovid erzählt weiter, in einem Jahr hätten die Römer wegen eines Kriegs versäumt, die Feralia abzuhalten, und die Toten seien schreiend vor Wut durch die Straßen gestürmt. Danach habe man ein Fest zur Wiedergutmachung abgehalten, und das Schauspiel hätte sich nicht wiederholt. (Vielleicht waren es ja verkleidete Kinder, Halloween zur Römerzeit?)

Am 21. Februar blieben die Tempel geschlossen, die Richter legten ihre übliche Toga nicht an, und Ehen zu schließen war untersagt.

 

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