Beim Curlen in Grindelwald

Da wollte ich hin: zum Curling-Schnupperkurs in der Grindelwalder Sporthalle. Curling, war das nicht der Sport mit der eleganten Abstoß-Bewegung des Steins durch den Spieler, wobei dieser für Sekunden mit dem Gerät verschmilzt? Und dann diese irrsinnigen Wischer mit ihrem Besen …  Da wollte ich dabeisein! Unterricht uind Spiel 90 Minuten lang für 30 Franken, das war ein fairer Preis.

Curling kommt aus Schottland. Vor 300 Jahren entstand dort der erste Verein. Drehen heißt auf Schottisch angeblich tae curl. Der Spielstein, 20 Kilo schwer, hat ja einen Griff, und wenn man ihn beim »Wurf« nach rechts oder links dreht, kann man dem Stein einen Effet verleihen, doch das sind die höheren Weihen. Verwandt ist das Spiel mit dem Eisstockschießen in Bayern und Friesland, mit dem Boule- und Boccia-Sport, was in Frankreich sehr beliebt ist. Unten sehen wir eine Spielanleitung in Bildern. Das hilft schon mal was.

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Vier Spieler bilden eine Mannschaft, und jeder darf zwei Mal ran. Man steht also am Start, den Stein in der Hand. Eine durchgezogene Linie reicht geradeaus bis zum Ende der Halle, bis zum Zielkreis. Dahinein / soll der Stein. (Man begibt sich nach dem ersten Spiel zur gegenüberliegenden Seite und spielt von dort, und so gibt es an jedem Ende einen Zielkreis, klar.) Der fotografierte Curler konzentriert sich und geht in die Knie.

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Dann macht er sich lang, gibt dem Stein seine Kraft und gute Wünsche mit und lässt ihn los. Nun zischt das 20-Kilo-Ding los — idealerweise exakt auf der schwarzen Linie —, unterwegs zum Kreis.

Ist der Stein zu langsam (weil zu schwach gestoßen), sieht der Spielführer oder »Skip« mit seiner Erfahrung das gleich und brüllt: »Sweep!« Das heißt wischen. Die beiden Spieler mit dem Besen, die den Stein begleitet haben, wischen also wie verrückt, denn wenn das Eis schön glatt ist, bewegt er sich schneller. Aber Vorsicht, nicht zu schnell, denn sonst könnte der Stein zu weit gleiten und ins Aus.

Wischt man etwas rechts vor dem sich bewegenden Stein, schlägt er eine leichte Rechtskurve ein. Liegt im Zielkreis schon ein anderer Stein, vom Gegner etwa? Den könnte man wegkicken, wenn man die Bahn des Steins gut beeinflusst.

Nicht umsonst wurde Curling einmal als »Schach auf dem Eis« bezeichnet, und kein Zufall ist es, dass ich auch gern Schach spiele. Unten unser Curling-Eleve mit Besen und Stein (und der genetisch bedingten Mönchstonsur). Giovanna musste natürlich ein Video verschicken und verkünden: »Er kann also fegen. Würde er das nur bei sich zu Hause so eifrig tun!«

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Wir waren zwei Teams aus Schweizern und Engländern beiderlei Geschlechts. Es hat Spaß gemacht. Vergangene Woche hatte ich im Altenheim 0:3 gegen meinen 92-jährigen Partner verloren, und nun gehörte ich wieder zum Verlierer-Team: 4:0 für Gelb! Wer einen Stein näher am Zentrum hat als die andere Mannschat, bekommt einen Punkt. Es kam vor, dass wir durch eine Karambolage den Stein der Gegner ins Zentrum bugsierten oder dass wir durch eine Karamblage unseren eigenen Stein hinausschubsten.

Es ist übrigens kein ungefährlicher Sport. Im Übereifer fällt man schon mal hin, und das Eis ist hart, wie es eine Eisfläche eben ist. — Alles hängt von der Erfahrung der Spieler ab. Sie brauchen viel Gefühl, um den Stein mit der rechten Energie abzustoßen, und der Skip soll mit der Hand anzeigen, wohin der Stein gehen soll und sehen, wenn er zu langsam ist. Den Anfang jedenfalls haben wir gemacht.

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